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Hitachi HA-1100



Die Marke Hitachi, einer der größten Konzerne der Welt mit über 330.000 Beschäftigten, besteht bereits seit 1910. In Deutschland wurde der Zweig der Unterhaltungselektronik 1969 eingeführt, mit dem Sitz in Hamburg. Bis Mitte der 1970er Jahre etablierte man sich auch im Bereich Hifi mit zahlreichen Geräten und zum Teil mit großem Erfolg. Mit Neuerungen wie dem 120poligen Direct-Drive-Motor “Unitorque”, der später auch in Aufsehen erregenden Kassettendecks wie dem D-5500 zu finden waren. Auch die von Hitachi eingeführten MOS-FET-Transistoren in Endstufen wurden ein großer Erfolg, z.B. die Vor-End-Stufen-Kombination HCA-/HMA-7500. Dennoch wurde dieser exquisite Hersteller von vielen Hifi-Begeisterten nie so recht wahrgenommen, vermutlich lag dies an der Vertriebspolitik der Hitachi Sales in Hamburg, die den Einzug in die etablierten Hifi-Studios verpassten.

Sei es drum, der heute hier vorgestellte Verstärker HA-1100 ist der große Bruder des bereits früher einmal vorgestellten HA-610, dem er wie aus dem Gesicht geschnitten, ähnlich aussieht. Er leistet jedoch 2 mal 150 Watt sinus an 4 Ohm nach DIN, was für 1976 schon außerordentlich viel war – jedenfalls für einen Verstärker, den kaum jemand kannte. Er wiegt 16,5 kg  und ist von bemerkenswert zurückhaltender Schönheit.
Er benötigte eine umfassende Kur, um wieder wie neu aufzuspielen, das hat sich wirklich gelohnt. Glücklicherweise lassen sich die Frontplatte und auch die Werkplatte recht einfach entfernen, so dass man alle Schalter und Potis sehr gut heran kommt.
Die Schalter wurden in der üblichen Art ausgebaut, zerlegt, gereinigt und versiegelt, hier ein Kippschalter als Beispiel:
Oben vor der Reinigung, unten nachher.
Der Netzschalter war völlig verbrannt, was ein hässlich lautes Knacken im Lautsprecher beim Abschalten verursachte. Zunächst erneuerte ich den Funkenlöschkondensator, was jedoch leider keine Abhilfe brachte. Also öffnete ich den Schalter und musste feststellen, dass der Netzschaltkontakt leider nicht mehr zu retten war. Zum Glück ist diese Sorte Schalter zwar nicht mehr erhältlich, aber als Umschalter ausgelegt. So drehte ich den Schalter einfach um 180 Grad herum und lötete die Anschlüsse entsprechend um – und benutzte nun die Ruhekontakte als Arbeitskontakte – denn diese waren ja noch völlig unbenutzt. Der Hebelaufsatz wurde ebenfalls um 180 Grad gedreht und schon lässt er sich wie gewohnt betätigen. Das Knacken war vollständig verschwunden.
Auf dem nächsten Bild ist die Werkplatte bereits wieder montiert und ich erneuerte daneben noch etliche Elkos und die beiden Lautsprecherrelais.
Hier ein Blick von oben, das Netzteil verfügt über zwei 18.000µF Siebelkos und potente Endstufen mit jeweils vier Hitachi-eigenen Transistoren im TO-3-Gehäuse pro Kanal, die für weit höhere Leistungen ausgelegt sind. Die Kühlkörper sind reichlich dimensioniert. Vorne kann man sehr hochwertige Alps-Potis  für Bässe und Höhen erkennen.
Über die gesamten Frontplatine hat man einen Abschirmdeckel gestülpt, Billigproduktionen sehen tatsächlich anders aus.
Auch von unten ergibt sich ein aufgeräumtes Bild.
Das Netzkabel musste erneuert werden (VDE-Vorschriften), daneben die gewechselten Elkos, der  Funkenlöscher und die beiden Relais.
Jetzt darf sich der gründlich gereinigte HA-1100 wieder stolz präsentieren.
Die gebürstete Alufront ist durchaus als klassisch zu bezeichnen, keine Schnörkel oder Spielereien.
Jeder der Kippschalter hat einen massiven Aluknopf.
Die eingesetzten LED’s fügen sich harmonisch ins Bild, unter jedem Knopf liegt ein schwarzer Filz (kenne ich sonst nur von Accuphase).
Die rote LED für Protection erlischt, sobald das Relais klickt. Das Lautsprecherpaar B kann mit einem Extra-Volumepoti (sitzt zwischen Vor- und Endverstärker), abweichend von den anderen angeschlossenen Lautsprechern, eingepegelt werden. Ein interessantes und seltenes Feature, mit dem man sehr gut Boxen im Vergleich hören kann, da diese dann völlig gleich laut eingestellt werden können. Auch die Einsatzfrequenzen für Bässe und Höhen sind zweistufig wählbar, das Klangregelteil komplett überbrückbar.
Hitachi hat auch an zwei Tape-Anschlüsse nebst Überspielmöglichkeiten zum Kopieren gedacht, ebenso sind zwei Plattenspieleranschlüsse vorhanden.
Der zweite Plattenspieler kann  hinten sogar an einem Pegelsteller angepasst werden – sehr vorbildlich!
Es gibt sogar Anschlüsse für drei Paar Lautsprecher.

Dieser Verstärker hat mich, ebenso wie seinerzeit der kleinere Bruder HA-610, schon nachhaltig beeindruckt.