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Yamaha CT-7000



1974 ist Yamaha bereits einer der größten Musikinstrumenten-Hersteller der Welt und gleichzeitig einer der größten Hersteller für Motorräder, Außenbordmotore und Stromgeneratoren. Bereits 1954 gründete man zusätzlich die Yamaha Electronic Corporation, die sich mit High Fidelity beschäftigte. Zunächst waren die Geräte recht konservativ gestaltet, doch ab 1974 fand man einen eigenen Yamaha-typischen Stil, was die Optik der Geräte anbetraf. In diesem Jahr wurden etliche Geräte auf den Markt gebarcht, die den Grundstein für den guten Ruf dieser Marke legten. Die Lautsprecherbox NS-1000 zum Beispiel oder den Vollverstärker CA-1000. Erkennungsmerkmal dieser neuen Elektronik-Geräte war die sehr kühle und sachliche Eleganz, der entweder matt silber gebürstet oder schwarz gestalteten Alu-Fronten. So sehen die Yamaha-Hifi-Geräte auch heute noch aus und unterscheiden sich deutlich von denen anderer Anbieter.

Mit dem Tuner CT-7000, den es wahlweise in schwarz (CT-7000B) oder in silber gab, wollte man ein Qulaitätsstatement setzen, in Richtung von “Bester Tuner der Welt” was sicherlich nicht ganz so stimmt, aber auch nicht ganz daneben liegt. Für mich nach wie vor einer besten aller Zeiten, vor allem in punkto Verarbeitung und Ausstrahlung. Die schwarzen Exemplare sind deutlich häufiger anzutreffen, silberne sind sehr, sehr selten. Da ich nun einen solchen auf dem Tisch hatte, habe ich sofort beschlossen ihn hier vorzustellen. Die technischen Daten beeindrucken schon beim Lesen: ein reiner FM-Tuner mit einer Empfindlichkeit von 1,6µV nach DIN, bestückt mit 108 Transistoren (keine ICs) und einem Gewicht von 13 kg. Der schwarze CT-7000B kam übrigens erst 1977 auf den Markt. Er hatte dann ein Makassar-funiertes Holzgehäuse, der silberne hatte ein Nussbaum-Holzgehäuse.

Dieses Exemplar hatte den Fehler, dass er nach den Instrumenten einwandfrei empfing, auch in Stereo – jedoch keinen Mucks von sich gab – einfach nur Stille. Also zunächst einmal auseinander gebaut, was beim CT-7000 schon was dauert, denn wenn das Holzgehäuse entfernt ist, sieht man lange nicht in das Innere des Gerätes. Jede Abteilung, bzw. Platine hat eine eigene Blechabdeckung im Edelstahl-look, die ebenfalls entfernt werden will. Erst dann kommt man an die Platinen heran.
Alle Platinen sind mit soliden Steckverbindern miteinander verbunden, so dass jede von ihnen herausnehmbar ist. Einfach vorbildlich. Die internen Verbindungen der empfindlichen Hochfrequenz-Verbindungen sind mit Cinchsteckern und abgeschirmten Leitungen ausgestattet. In diesem Exemplar hatte da schon jemand diese Cinchverbindungen “getunt” mit dicken, vergoldeten Cinch-Winkelsteckern und dicken Koaxialkabeln – das ist aber eigentlich überflüssig.
Der Fehler, dass der Tuner keinen Ton von sich gab, lag in der Steckverbindung ganz rechts im Bild oben. Dort wird unter anderem eine 30 V-Spannung übertragen. Da der “Tuner” den Steckverbinder nicht korrekt in die Halterung des Chassis eingeklickt hatte, stellte sich diese etwas schief und schon gab es keine zuverlässige Verbindung mehr. Ja, und ohne 30 V kein Ton. Unten im Bild die Saklenbeleuchtung, von den insgesamt neun Lampen, waren vier bereits durchgebrannt. Da es im CT-7000 eine stabilisierte Spannung eigens für die Beleuchtung gibt, muss man auf die Leistung der Lampen achten, um den Längstransistor nicht zu überlasten.
Wir haben 14V 80mA Lampen eingebaut, original sind dort 12V 60mA eingebaut, die man aber in dieser Bauform (T1,25) nur schwer bekommt. Die Spannung, die an diesen Lampen anliegt, beträgt 10,6 Volt – das wird also lange halten. Die Lämpchen sind leicht zu wechslen, sofern man die Gummihalterung nochmal verwendet.
Ein weiteres Problem war der abgeblätterte, rote Lack auf den Zeigern der Anzeigeinstrumenten, das sah wirklich nicht gut aus.
Mit untergelegtem Papier zunächst die alten Lackreste mit einem Glasfaserpinsel entfernt und dann neu lackiert.
Das untergelegte (mhrfach gefaltete) Papier sorgt beim Entfernen und Lackieren auch dafür, dass der empfindliche Zeiger nicht verbogen wird.
Hier sind beide Instrumente wieder geschlossen und man kann die neu lackierten Zeiger sehen.
Eindrucksvoll entdeckt man Details an diesem Tuner, die man woanders meist vergeblich sucht, auch ein Grund dafür, dass dieser Tuner 1974 stolze 2.398,- DM kostete – ein Wahnsinnspreis für einen Tuner! Hier im Bild ein Kugellager(!) in dem die Tuningachse aus Messing(!) gelagert ist.
Doch damit nicht genug – auch der hintere Teil der Messingachse ist in einem Kugellager gelagert.
Hier von unten genauer zu sehen – auch die Schwungmasse ist asu Messing gedreht. Ergebnis  dieses Aufwands: auch nach über 40 Jahren  ist das Abstimmen leichtgängig wie selten an Tunern – und völlig geräuschlos.
Die Seilführung ist völlig waagerecht konstruiert, für das Kabel der Zeigerbeleuchtung gibt es extra Gleitfolien auf der Abdeckung – auch dort keine Geräusche und keine mechanische Behinderung.
Die inzwischen revidierte Platine, dort wurden etliche Kondensatoren erneuert und die Platine komplett nachgelötet und gereinigt.
So schaut das von oben aus, wenn alle Abschirmbleche wieder montiert sind. Halbrechts ein 9fach-Drehko, hinten links ein ab geschirmter Ringkerntrafo. Alle Zutaten vom Allerfeinsten!
Unten die ebenso revidierte Platine, die ebenso wie oben abgedeckt wird –
– hier zu sehen.
Nun endlich mal ein Blick auf diesen Tuner von aussen. Lediglich der Netzschalter und das Tuningrad sind so zu sehen. Das Holzgehäuse war serienmäßig, es gab ihn nicht ohne.
Sachlich kühle Eleganz – ohne jeden Schnörkel. Hatte man bei diesem Tuner auch wirklich nicht nötig.
Hinter der Klappe finden sich weitere Bedienelemente, die aber nicht täglich benötigt werden.
Regelbares Kopfhörersignal, Ausgangspegel zum Verstärker, einstellbare Mutingschwelle, Bandbreitenumschaltung,  Anzeigeinstrumenten-Umschalter, Rauschblende, Mono-Stereo-Umschaltung und abschaltbare Beleuchtung – alles da.
Die Skala in grün, nun wieder gleichmäßig ausgeleuchtet.
Links die Stereo-Anzeige und darunter “Station”, welches eine automatisch zuschaltende AFC anzeigt, die aktiviert wird, sobald man den Abstimmknopf loslässt.
Hinten gibt es Antennenanschlüsse in koaxail und symmetrisch, Cinchausgänge für fest oder einstellbare Pegel, rechts daneben noch Cinchbuchsen für den Anschluss eines Oszilloskops.

Ein nicht nur überaus seltenes Gerät, welches heute noch zu Traumpreisen gehandelt wird, sondern auch sehr beeindruckend in der Ausführung und Qualität. Hier hat ein Hersteller mal gezeigt, was er kann.  Rotstift? Welcher Rotstift??