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Kenwood KA-907



Als man bei Kenwood 1979 über eine neue Serie Vollverstärker mit dazu passenden Tunern nachdachte, musste nicht nur ein neues Design her, sondern auch eine technische Innovation, mit der man bei den Käufern punkten konnte. Im Design lösten nun matte Alufronten die bisher angebotenen gebürstenen und leicht glänzenden Fronten ab. Dies sollte den Geräten eine vornehme Eleganz verleihen, was durchaus gelang. Als technische Innovation setzte man auf sehr schnelle Signalverarbeitung und schrieb folgerichtig “High Speed DC Amplifier” an die Fronten, wobei “high speed” noch keine Definition darstellt – aber langsam waren die Verstärker ganz gewiss nicht, denn eine slew-rate von plus/minus 230V/µsec und einer rise-time von 0,8µsec können sich durchaus sehen lassen. So hieß die neue Verstärkerbaureihe KA- (für Kenwood Amplifier)  501, 701, 801 und 907. Weshalb der größte eine 7 bekam statt der 1, wird wohl ein Rätsel bleiben. Trotz seines stolzen Anschaffungspreises von 2.498,- DM wurde der KA-907 ein großer Erfolg. Er ist bis heute einfach eine eindrucksvolle Erscheinung und kann mit seinem riesigen Volume-Knopf, seinen satten 26kg Gewicht und seinen 2 mal 180 Watt sinus an 4 Ohm beeindrucken. Man findet ihn auch heute noch häufig angeboten, es gibt einfach ziemlich viele davon. Die allermeisten sind jedoch stark überholungsbedürftig, denn wenn ein 907 längere Zeit nur herumsteht, dann gammeln die Schaltkontakte außerordentlich kräftig. So auch bei diesem Exemplar hier. Zusätzlich gab es hinten noch eine eingedrückte Rückwand, was bei diesem Modell leider häufiger vorkommt, wenn Sie unsanft transportiert werden.

Also zunächst einmal die Rückwand komplett abgebaut und sorgsam wieder zurecht gedengelt. Sie lässt sich in diesem Zustand aber auch am allerbesten reinigen.
Auf der großen Platine links befindet sich der aufwändige Phonovorverstärker für MM und MC und verschiedene Anpassungen umschaltbar. Der Schalter wird mit einer langen Stange von vorn bedient und ist sehr empfindlich gegen Korrosion. Der Ausbau ist sehr mühselig, da Kenwood für saubere Masseverhältnisse dicke Kupferschienen eingelötet hat, die man zum Ausbau des Schalters zuvor entfernen muss.
Hier ein Bild des offenen Verstärkers von unten, auch dort im Bereich des Netzteils und den Endstufen überall sehr dicke Kupferschienen für die Masse. Oben im Bild die zwei Netztrafos für einen Doppel-Mono-Aufbau.
In den riesigen Kühlkörpern die ultraschnellen Matsushita-Transistoren (50MHz).
Der offene Verstärker von oben: vier fette 18.000µF-Siebelkos für die Railspannungen, hinten an der Rückwand die Treiberplatine. Es müssen, neben den üblichen Elkos, auch noch viele so genannte “black flag-Kondensatoren” ausgetauscht werden. Sowohl in der Treiberstufe, im Klangregelteil und im Phonoentzerrer.
Die Treiberplatien aus der Nähe, unten das Schutzschaltungsrelais, zusätzlich gibt es noch zwei Relais hinten an der Rückwand für die A- und B-Lautsprecheranschlüsse. Diese wurden alle erneuert.
Nun der Blick auf das fertige Gerät, als Zubehör gab es diese schicken Gerätegriffe zu kaufen (200,- DM Aufpreis).
Die Front wirkt aufgeräumt (trotz der vielen Schalter) und edel, dabei wie schon geschrieben, vornehm zurückhaltend. Den hohen Kaufpreis sieht man dem Verstärker durchaus an. Die meisten Hifi-Liebhaber empfinden einen Haben-Wollen-Reflex.
Die Power-Diode blinkt bis zu dem Augenblick, bis die Relais anziehen, das dauert etwa 5-8 Sekunden. Es gibt Filter, wählbare Einsatzfrequenzen für die Klangsteller, die sich aber auch überbrücken lassen. Der DC-coupled-Schalter brückt den Eingangs-Koppelkondensator, so dass auch Gleichspannungen verstärkt werden – was jedoch niemand ernsthaft wollen würde, weil das die Lautsprecher zerstören würde. Die Klangsteller sind als Stufenschalter ausgelegt, die in 2dB-Schritten arbeiten.
Der Knopf für die Lautstärke hat einen beachtlichen Durchmesser! Die Loudness ist interessanterweise in drei Stufen schaltbar, mit wahlweisem Einsatz bei 30 oder 100 Hz. Oberv der Phonoumschalter mit fünf Stellungen (Phono1: MC, 33kOhm, 47 kOhm und 100kOhm und Phono 2). Der Kippschalter rechts daneben schaltet zwischen Tuner, Phono und Aux hin und her.
Die wieder gerichtete Rückwand mit zwei Phono-, zwei Tape-, sowie Tuner- und Aux-Anschlüssen. Ein Tape zusätzlich in DIN und der Verstärker ist auftrennbar.

Mit diesem Verstärker hat Kenwood seinerzeit ein Zeichen gesetzt und damit sogar einen kommerziellen Erfolg gehabt.