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Sony TA-F7



Blättert man im Sony-Hifi-Katalog von 1978 kommt man ins Schwärmen – so viele tolle Geräte finden sich darin. Die am besten klingenden Modelle waren (und sind es noch bis heute) die V-FET-Geräte, die beinahe jeden Hörer einfach in ihren Bann schlagen und faszinieren. So auch der hier vorgestellte TA-F7, der dem Vorverstärker TA-E7 wie aus dem Gesicht geschnitten ähnelt. Bis auf den MC-Vorvorverstärker und die Phono-Kapazitäts-Anpassung sind beide auch völlig identisch – wobei dem Vorverstärker natürlich das dicke Netzteil und die Endstufen fehlen. Diese sind in der TA-N7 verbaut, die jedoch mehr Leistung hat als der TA-F7. Der Vollverstärker der gehobenen Klasse (ab 1980 dann immer ES bzw. Esprit genannt) hebt sich von den kleineren TA-5650 und TA-8650 durch erweiterte Austattung und bessere Verarbeitung ab. Bei den konventionellen Verstärkern (mit bipolaren Transistoren in der Endstufe) war dies der TA-3650 udn als gehobenes Modell der TA-F6. Es gab von beiden auch eine schwarze Version mit einem B am Ende der Typenbezeichnung. Dieses Modell TA-F7 ist bis heute noch stark gefargt und gesucht. Ein bekannter Anbieter von Vinatge-Hifi-Geräten (audioscope) bietet zur Zeit einen solchen Verstärker für sagenhafte 4.290,- Euro an – ganz schön ambitioniert und teurer als Accuphase Vollverstärker.

Dieses Exemplar kam zu uns, weil es keinen Mucks mehr von sich gab. Wir hatten schon befürchtet, die unersetzbaren V-FET-Transistoren wären defekt, aber nach einigem herum spielen an etlichen Schaltern kam langsam kurzfristig ab und zu Ton in die Lautsprecher – und es war klar, hier gammelt es total, also ran an die Arbeit…

Um an die vielen Schalter der Front heran zu kommen, baut man zunächst die Frontplatte ab, danach müssen die vier kleinen Sub-Werkplatten von der eigentlichen Werkplatte von innen(!) abgeschraubt werden. Dann liegen die vier Platinen mitsamt den Sub-Werkplatten vor einem – alle mit dicken Kabelbäumen verbunden. Aber letztlich kommt man überall heran! Nach Entfernen der Sub-Werkplatten kamen solch Ablagerungen zum Vorschein, die ahnen lassen, dass hier schon verscheidentlich mit reichlich Kontaktspray “gearbeitet” wurde. Das alle musste entfernt werden (schon ein wenig eklig) und dann ging es an das richtige Reinigen. Hier einer Kippschalter schon zerlegt, man kann deutlich sehen, dass die Verwenung von Kontaktspray nichts bringt, die Kontaktleisten sind korrodiert und verdreckt. Da hilft nur gründliche mechanische Reinigung. Wenn der Schalter dann wieder blitzeblank ist, werden auch die Kontaktreiter gereinigt und anschließend wird alles mit einem Kontaktfett versiegelt, damit die nun blanken Metallflächen nicht gleich wieder anlaufen. Auch die Drehschalter erfahren die gleiche Prozedur, man muss dazu natürlich jeden Schalter auslöten, zerlegen und dann reinigen und versiegeln… …und danach kann dann alles wieder zusammengebaut und eingelötet werden. Das kostet viel Zeit und, wenn man das noch nicht gemacht hat, birgt es die Gefahr einen Schalter dabei endgültig zu zerstören, weshalb sich viele Werkstätten da nicht heran trauen. Man kann eben nicht einfach einen neuen Schalter bestellen, so wie das früher war. Oben ist die andere Seite desselben Drehschalters nach der Reinigung zu sehen. Nachdem vorne alle Schalter und Potis gereinigt waren und alles wieder montiert war, ging es an das Auswechseln der Lautsprecherrelais. Auch die Rückwand ist abklappbar, genau wie die Front. Vorne erhielten die beiden Power-Meter noch neue Lampen. Dort lässt sich nach entfernen der vier Schrauben an den Terminals die Platine herum drehen. Glücklicherweise sind die Lötpunkte der Relais dann direkt erreichbar, das ist leider nicht immer der Fall – es gibt etliche Geräte, bei denen man noch die Terminals auslöten muss, damit man die Relais erneuern kann. Es sind übrigens zwei Relais, für Gruppe A und B, die von der Front her geschaltet werden können. Somit ist der Lautsprecherwahlschalter nur zum schalten der Relais vorhanden. Hier ein Bild des ganzen Verstärkers von oben. Man erkennt gut die Doppel-Mono-Netzteile. Der riesige Torodial-Trafo hat vier getrennte Wicklungen für die beiden Endstufen. Die Siebung ist mit viermal 15.000µ F auch großzügig ausgelegt. Rechts und links vom Trafo sind die beiden Endstufenblöcke angeordnet. Der TA-F7 ist mit 2 mal 70 Watt sinus schwächer als der (preislich) kleinere TA-8650, dafür erheblich besser ausgestattet und viel besser verarbeitet. Blick von unten in das Gerät: das kleine Netzteil mit den stabilisierten Spannungen (im BIld über dem großen Trafo) für den Vorverstärker hat einen eigenen Trafo. Bis auf die Netzteile und Endstufen befinden sich alle Platinen und Bauteile an der Front und an der Rückwand. Von aussen entspricht der TA-F7 den anderen Modellen dieser Ära. Da hatte Sony eine ganz eigene, sehr eigenwillige Design-Linie entwickelt, die man sofort als Sony-Geräte erkannte. Für mich persönlich eine der schönsten überhaupt. Die Front ist sehr klar gegliedert, man erfasst rasch und ziemlich intuitiv, was wo bedient werden kann. Die hübschen Power-Meter machen den TA-F7 zusätzlich attraktiv, die sehr eigenwillig angeordneten Bass- und Höhensteller lassen den Verstärker stark aus der Reihe des Üblichen heraus ragen. Unter den Power-Metern die beiden Filter-Schalter, die hauptsächlich dafür verantwortlich waren, dass der Verstärker keinen Ton mehr von sich gab. Die Klangsteller sind mit zwei wählbaren Einsatzfrequenzen ausgestattet. In der Mitte kann man die Klangsteller auch komplett überbrücken. Die Eingangswahl ist Sony-typisch in zwei Schalter unterteilt, rechst ein Drehschalter für Aux 1 und 2, bzw. Phono 2 und echts ein Kippschalter für Tuner und Phono 1. In der Mittelstellung ist die am linken Drehschalter gewählte Quelle zu hören. Dies ist in der Praxis sehr rasch und einfach zu bedienen, wenn man dvon ausgeht, dass Tuner und Phono1 die meistgehörten Quellgeräte sind. Links dem Volume-Steller findet sich ein -20dB-Muting-Schalter. Da wird einfach klar, was der bewirkt. Unten gibt es Schalter für zwei Tape-Decks samt Überspielmöglichkeiten. Hier nochmal die beiden sehr auffällig angeordneten Klangsteller, die in 2dB-Schritten geschaltet werden können – es sind aber Potis mit Rastern. Hinten gibt es nur noch Cinch-Buchsen, Sony hatte bnun auch begriffen, dass Käufer solcher Geräte keinen Bedarf an DIN-Buchsen hatten. Zusätzlich konnte man zwischen Vor- und Endverstärker auftrennen. Möglicherweise hat da so mancher Bose-901-Besitzer seinen Equalizer eingeschleift haben. Das klingt mit einer Sony SS-G7 aber um Galaxien besser!

Dieser Vollverstärker hat mich, so wie er da vor mir stand, immer noch absolut begeistert. Er hat nach 40 Jahren nichts von seiner Faszination verloren – im Gegenteil, angesichts der Tatsache, dass man nicht mehr in ein Hifi-Studio gehen kann und sagen: “ich hätte gerne einen Sony TA-F7!” ist die Attraktivität dieses Boliden eher noch größer und wenn er dann noch so problemlos funktioniert wie dieser, wird mir klar – weshalb dann heute 4.290,- Euro dafür verlangt werden.