1973 war Pioneer einer der größten Hifi-Anbieter weltweit und hatte ein Riesenangebot. Verstärker, Tuner, Receiver, Plattenspieler, Tonbandgeräte, Kassettendecks und Lautsprecher – alles wurde
hergestellt und angeboten.
Die Receiverlinie, vom SX-424 bis zum großen SX-828 und dem SX-2500 waren seinerzeit beliebt und sind jedem Hi-Fi-Vintage-Liebhaber wohl bekannt. Alle haben einen respektablen Ruf – nur der
allerkleinste, der SX-300, wird irgendwie übersehen oder vergessen. Nun ja, ein Receiver, der lediglich 6kg wiegt und 2 mal 7 Watt Sinus hat – den muss man ja wohl nicht ernst nehmen, oder etwa
doch??
So einer kam über 12 Jahre nach Eröffnung zu uns erstmalig in die Werkstatt und begeisterte sofort.
Das erste, was nach dem Öffnen ins Auge stach, waren diese beiden Riesen-Kondensatoren im AM-Teil. Axiale Elkos aus deutscher Produktion gehören da wohl nicht hin. Ein Blick in das
glücklicherweise im Original vorhandenen Servicehandbuch besagte, dort gehören keine 100µF hin, sondern 0,47µF. Also rasch korrigiert – sieht ja auch wieder viel unauffälliger aus. Dann die Front
abgebaut und man kam wunderbar an alle heran. Immer wieder schön, festzustellen, dass seinerzeit (frühe 1970er Jahre) noch so solide und durchdacht gefertigt wurde – auch bei so kleinen
Einsteigermodellen!
Im Bild oben ist das (gereinigte) Lampenhaus zu sehen. Rechts die FM-Stereo-Lampe (neu). Der Skalenzeiger ist eine pfiffige Konstruktion, der auf eine eigene Lampe verzichtet, jedoch das Licht
der Hintergrundlampen (auch alle neu) so aufnimmt, dass das untere Ende hell orangerot leuchtet, so dass man glaubt, da müsste eine Lampe im Zeiger sein. Hier ein Überrblick von oben ins offene
Gerät. Links oben der Netztrafo, darunter der Siebelko, rechts oben das Empfangsteil, in der Mitte die Endstufe auf einem silbernen Kühlblech (viermal 2SD234 im TO-220-Gehäuse) darunter der
Vorverstärker. Der entsprechende Blick von unten – weitgehender Zugang zu den Platinen. Hier die vier Endstufentransistoren auf dem Kühlblech. Das Netzteil: der Transformator liefert 24V AC an
den Gleichrichter, der Siebelko hat 2200 µF, die quasikomplementäre Endstufe wird dann mit 33V und 15,6V beschickt. Links das Empfangsteil, in der Mitte die Endstufe, unten der Vorverstärker,
davor (ganz rechts) das Lampenhaus für die Skala. Der Drehkondensator, dreifach FM und zweifach AM. Wurde alles gereinigt und abgeglichen. Ein Holzgehäuse gab es serienmäßig dazu, klar es war nur
foliert, sieht aber ordentlich aus. Die Front komplett, der Kleine ist durchaus optisch ernst zu nehmen und sieht wie ein echtes (größeres) Hifi-Gerät aus. Wer damals so etwas zur Einsegnung,
Konfirmation oder Jugendweihe bekam, musste sich bei seinen Kumpels nicht dafür schämen! Auf der linken Seite befinde sich der kombinierte Power- und Speaker-Schalter. Es dürfen zwei Paar
Lautsprecher angeschlossen werden. Weiter rechts die Klangsteller, Balancesteller und Volume-Poti. Drei Schalter für Loudness, Mono und Tape-Monitor und der Eingangswahlschalter für AM, FM, Phono
(MM) und AUX liegen ganz rechts. Es ist also alles Wichtige vorhanden! Nach der gründlichen Reinigung der Skalenscheibe und der Frontscheibe leuchtet hier wieder alles wie neu und der oben
bereits erwähnte Skalenzeiger zeigt gut sichtbar an, welche Frequenz gerade eingestellt ist. Hinten befinden sich alle Buchsen und Terminals. Lediglich die schwarze beschriftete Platte ist aus
billig wirkendem Pressholz, wie damals Schrankrückwände aussahen. Aber: schließlich hatten die gute alten Röhrenradios das auch alle als Rückwand – und das ging ja auch!
Selten hat ein kleiner “billiger” Receiver so begeistert wie dieser kleine hier. Daher sollten auch die allerkleinsten Geräte bewahrt und erhalten werden !