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Sansui AU-G90X


Über diesen beachtlichen und von mir überaus geschätzten Verstärker habe ich schon mehrfach berichtet. Als nun heute wieder einer davon auf meinem Tisch stand habe ich spontan beschlossen, ihn nochmals vorzustellen.

Mit dem Modell AU-D11MKII hatte Sansui 1980 erstmals das neue Verstärkerkonzept vorgestellt. Bei diesem Konzept sollten im Leistungsverstärker die positiven und die negativen Signale getrennt verarbeitet werden. Hierzu ist es nötig sehr aufwändige Gegenkopplungs-Maßnahmen zu ergreifen. Die Endstufen sind mit insgesamt 52 Transistoren(!) bestückt. Das Ergebnis ist ein extrem fein auflösendes Klangbild, nebst einer beeindruckend impulsfesten Basswiedergabe. Der AU-D11MKII hatte  konsequenterweise dann auch zwei völlig getrennte Endstufen pro Kanal(!), wobei die eine nur die positiven, die andere nur die negativen Signale verarbeitet. Ein Jahr später erschien dann der beinahe baugleiche AU-G90X, der dann das X im Namen trug, welches auf das Konzept, nämlich X-Balanced, hinweist. Es erschienen wenig später noch weitere Modelle mit der X-Balanced-Technologie, der AU-G90X war aber der größte X-Vollverstärker den es gab. Jedoch kamen Endstufen mit dieser Technologie von Sansui auf den Markt, die bis heute einen ebenso guten Ruf haben wie der AU-G90X, als da wären die B-2101, 02 und 03 und die große B-2301. Die B-2102 wurde einige Zeit auch von Blaupunkt als MX-5090 angeboten. Klanglich spielen alle diese großen X-Verstärker in einer Liga mit den Sony-V-FET-Geräten. Es ist schon erstaunlich welche Feinheiten da abgebildet werden.


Dieses Exemplar eines AU-G90X gelangte direkt vom ebay-Verkäufer zu uns, weil der Käufer es erst nach der kompletten Restauration haben wollte. Zum Glück für ihn, kann ich da nur sagen, denn dieser Verstärker war schon eine ganz schöne Nikotin-Ruine.
So schaute der Verstärker bei der ersten Begutachtung von innen aus. Eine dicke Schicht, wie ein Film auf der Oberfläche, der auch gut nach Nikotin stank.
Dort kann man auch die Steckkarten der Endstufen sehen, darunter die insgesamt acht Endtransistoren  der vier Endstufen. Man findet hier folgerichtig vier Ruhestrom-Trimmpotis und vier Offset-Potis, zusaätzlich noch zwei Offset-Potis im Vorverstärker. Der Abgleich ist nicht ganz so profan wie üblich.
Die Eingangs- und Phonovorverstärker-Platine ist relativ einfach komplett herausnehmbar. Die beiden kleinen Trafos sind für die MC-Vorverstärkung, die hochkant stehende Platine übernimmt die MM-Abteilung. Beide Schalter (die länglichen silbernen) hatten Kontaktprobleme übelster Art.
Nach dem Ausbau und Öffnen sahen die Kontakte so aus.
Es ist aber kein Problem diese wieder so zu reinigen, dass die Kontakte sich wieder im Neuzustand befinden. Anschließend werden diese mit speziellem Schalterfett geschützt, damit das blanke Metall nicht wieder so schnell anläuft. Auch die oben im Bild sichtbaren Kontaktreiter werden gereinigt, bevor sie wieder ihren Dienst antreten.
Kalte Lötstellen (Bildmitte) und gefährdete Elkos gab es auch etliche, diese wurden ausgetauscht, die Lötstellen alle gründlich nachgelötet.
Das gesamte Innenleben des Verstärkers wurde ebenso gründlich gereinigt, wodurch auch der üble Geruch veschwand.
Das ist die Bodenplatte des Verstärkers vor der Reinigung…
…und dann nachher. Hier hilft der bewährte Soda-Reiniger.
Nach der Fertigstellung – es wurde noch ein Schalter, die Glühlampen und zwei Relais erneuert – kann sich das Gerät wieder sehen lassen. Holzseitenteile sind dick klar lackiert.
Nun ist optisch und technisch alles wieder gut, wenn auch einige Kratzer und Schmarren bleiben – die bekommen wir auch nicht mehr weg.
Bei den Klangstellern gibt es jeweils zwei Frequenzen zum Auswählen, auf die der Klangsteller dann wirkt. Die Anhebung bzw. Absenkung fällt dafür sehr schwach aus und das ist ja auch gut so.
Alle Indikatoren auf der Front sind bereits in LED-Technik ausgeführt, bis auf die fünf grünen Anzeigen für den gewählten Eingang, die Lampen dort sind alle neu.
Auch hinten wurde alles gründlich gereinigt, die Cinchbuchsen für Phono und CD sind vergoldet.

Weil es vier Endstufen gibt, heißen die Lautsprecheranschlüsse nicht plus und minus, sondern hot und cold. Man sollte besser die schwarzen Anschlüsse nicht miteinander verbinden. Dies könnte eine defekte Endstufe zur Folge haben.

Auch nach rund sechs Jahren, den ich den AU-G90X nun selbst besitze, noch immer mein absoluter Lieblingsverstärker!