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Sansui AU-X1



1979 brachte Sansui, auf dem Zenit ihres Schaffens, etliche Geräte der absoluten Superlative auf den Markt: CA-F1 und BA-F1 – Vor-und Endverstärker, sowie AU-X1 und TU-X1 -Vollverstärker und Tuner – alles in der absoluten Spitzenklasse angesiedelt. Sansui wollte Marksteine der Hifi-Technik setzen – und das ist ihnen gelungen. Heute stelle ich den AU-X1 vor, den größten Vollverstärker, den Sansui jemals gebaut hat. Er wiegt satte 28kg und leistet 2 mal 220 Watt sinus an 4 Ohm und kostete seinerzeit rund 4.000,- DM. In Deutschland wurden nicht allzuviele davon verkauft – bei den Military-Shops der Alliierten jedoch waren die Geräte dank Steuer- und Zoll-Freiheit sehr viel preiswerter und so fanden dann doch mehr Geräte ihren Weg zu deutschen Hifi-Liebhabern. So auch dieses Exemplar, welches eigentlich noch in Ordnung war, aber noch nie bearbeitet wurde – bis auf eine zurückliegende Endstufenreparatur, die aber ganz ordentlich gemacht wurde. Man erkennt diese Geräte immer am charakteristischen Netzkabel ohne doppelte Isolierung. Zudem sind die Military-Modelle immer auf alle möglichen Spannnungen zwischen 100 und 240 Volt umstellbar.

Zu überholen gibt es sehr viel am AU-X1, schließlich ist da auch sehr viel drin. Und nach knapp 39 Jahren ist doch einiges auszutauschen. Vorn gibt es ein große Platine mit etlichen stabilisierten Netzteilen, auf dem viele Kondensatoren, wegen der starken Hitzentwicklung austauschbedürftig sind. Die Platine liegt oben schräg im Bild.
Hier ist sie besser zu sehen. Es mussten auch alle Klebstoffreste auf den Platinen entfernt werden, da diese nach den vielen Jahren zur Agressivität neigen.
Auf diesem Bild ist die Netzteilplatine wieder an ihrem Platz und hat bereits neue Kondensatoren. Auch die berüchtigten Doppeldioden VD1221 wurden alle ausgetauscht.
Nun kamen die beiden anderen Platinen an der Front an die Reihe, auch hier wurden alle gefährdeten Bauteile erneuert, darunter auch das Muting-Relais.
Der AU-X1 hat eines der aufwändigsten Phono-Teile in der Geschichte der High Fidelity. Hier werkeln vier Platinen in Postkartengröße nur für Phono. Je eine für MC (unten) und eine für MM (oben) pro Kanal – und alles in reiner Class-A-Technik. Dort wird es daher auch recht warm im Betrieb. Auch hier waren vier (stark aussetzende) Relais auszutauschen. Im AU-X1 finden sich auch viele der bekannten “black flag” Kondensatoren, die ebenfalls alle erneuert wurden.
Überblick von unten in den Boliden. In der Mitte die Endstufen, mit je sechs TO-3-Transistoren pro Kanal ausgestattet. Dazu ungeregelte Netzteile in Doppel-Mono mit insgesamt 80.000µF Kapazität.
Das gleiche Bild von oben, links zwei Trafos der große für die Endstufen, der kleine für den Rest. Auf der rechten Seite die Phonoabteilung.
Hinten an der Rückwand befinden sich die Lautsprecheranschlüsse mit den Relais, die ebenfalls erneuert wurden.
Desgleichen erhielt dieser AU-X1 ein VDE-gemäßes Netzkabel und die US-Steckdosen an der Rückwand wurden stillgelegt.
Auf diesem Foto sind schon fast alle Abdeckungen wieder montiert, die Frontplatte und der Deckel für die hintere Endstufe fehlen jedoch noch.
Hier stehen alle erneuerten Teile mal in Reih und Glied – das hat sich durchaus gelohnt. Volle zwei Tage Arbeit hat das gekostet. Aber: das Ergebnis kann sich dafür hören lassen!
Nun wieder vollständig montiert und in besserem Licht fotografiert, der AU-X1 von aussen. Ein Bolide mit 48cm Breit, 20 cm Höhe und einer Tiefe von 45 cm!
Die Frontplatte ist dank nur weniger Bedienelemente sehr übersichtlich. Keine Klangsteller, kein Loudness – so was braucht ein AU-X1 einfach nicht.
Auf der linken Seite befindet sich der Netzschalter, der Lautsprecherwahlschalter für zwei Paare Boxen, zwei Pegelsteller, ein Eingangswähler für die Funktionen als Vollverstärker oder als Vorverstärker bzw. Endstufe. Dieses Gerät kann zwei Stereo-Endstufen ansteuern oder als Endstufe für zwei Vorverstärker arbeiten – oder eben als Vollverstärker. Gibt es das woanders auch so? Noch nie gesehen.
Daneben gibt es noch einen Pegelabschwächer (-15dB und als Jump bezeichnet), ein Subsonic-Filter und einen Schalter, um angeschlossene Tapes miteinander zu verbinden. Ganz rechts ein Eingangswahlschalter für 2 mal Phono (beide MM oder MC!), Tuner und Aux, unten noch zwei Tape-Monitor-Schalter. Das war es, mehr braucht man doch auch nicht, oder?
Die kleinen Tasten schalten die Phono-Eingänge zwischen MM und MC um, das Umschalten aller Eingänge wird stets stumm durchgeführt, dafür sorgt das Relais auf der Frontplatine. Geräusche von Schaltern sind daher für den großen Sansui ein Fremdwort.
Dieser Umschalter (oben beschrieben) ist wirklich einmalig an einem Vollverstärker.
Die Rückseite ist auch übersichtlich und aufgeräumt. Es fällt bei allen AU-X1 auf, das sämtliche Cinch-Buchsen (Ausnahme: die vergoldeten Phono-Buchsen) stark angelaufen sind. Es sind auch ganz besondere Cinchbuchsen: jede Buchse ohne eingesteckten Cinchstecker, schließt den Pluspol nach Masse kurz. Das Einführen des Cinch-Steckers öffnet diesen Schalter. Alle Buchsen funktionieren noch einwandfrei!
Es gibt keine DIN-Buchsen an diesem Verstärker, das hat sicher auch niemand vermisst.
Man beachte die doppelten Pre-Out- und Main-In-Buchsen, diese werden durch den Schalter an der Front erst aktiv.
Die Lautsprecherklemmen sind recht massiv und nehmen auch etwas größere Querschnitte auf.

Insgesamt ein Verstärker der Superlative, mit dem Sansui ein nachhaltiges Zeichen setzte. Unter Sammlern ein extrem gesuchtes Gerät, welches jedoch nur selten angeboten wird.