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Sony TA-N902



Am Ende der Zeit in der die Geräte, die den Aufdruck ESPRIT tragen durften, – es war 1984 – , erschien noch eine große Stereo-Endstufe die TA-N902. Mit ihren Vorgängern (TA-N900 und TA-N901) hatte diese Endstufe technisch nichts gemeinsam. Waren die TA-N900 zwei Mono-Blöcke mit FET-Endstufen und die TA-N901 im Prinzip eine Stereo-Endstufe aus zwei TA-N900, handelte es sich bei der TA-N902 um eine völlig neu konstruierte Stereoendstufe mit bipolaren Transistoren. Sie wurde zwar in Japan gut verkauft, in Europa hingegen ist sie sehr selten geblieben. Nichtsdestotrotz gilt gerade diese Endstufe als die beste von allen. Mir war es nun vergönnt, eine solche Endstufe auf dem Tisch zu haben.

Die TA-N902 leistet 2 mal 130 Watt an 8 Ohm und wiegt 28kg. Der Aufbau ist kompromisslos und wurde ohne kaufmännischen Rotstift angegangen, das findet man selten. Übrigens wurde die Serie ESPRIT nach diesem Modell nicht weiter geführt. Gemeinsames Kennzeichen dieser Serie war die Gehäusebreite von 48 cm (mit optional montierbaren 19″-Winkeln) und die Tatsache, dass die Sony-Entwickler ihr gesamtes Können in diese Geräte gelegt hatten. Alle Geräte, die ein ES am Ende der Typenbezeichnung tragen, verbindet nichts mit dem Namen ESPRIT – obschon dies sehr häufig angenommen wird. Vielmehr stehen die Buchstaben ES für Extremely High Standard und weisen lediglich auf eine gehobene Qualität hin.

Ein Blick in die TA-N902 zeigt eíne Doppel-Mono-Konstruktion mit zwei 300W-Transformatoren, vier 22.000µF-Siebelkos und den beiden Endverstärker-Platinen die rechts und links aussen auf Kühlkörpern montiert sind, die über die gesamte Gehäusetiefe reichen.

An der TA-N902 ist alles konventionell – keine Ventilatoren, keine heat-pipes – da lässt sich sofort ablesen, dass keinerlei Verwandschaft zu den Vorgängern besteht. Die vier Siebelkos der Marke Nichicon, mit einer roßen Massesammelplatte verbunden. Die Leitungen und Kabelösen fallen recht großzügig aus. Jeder dieser Trafos kann 300 Watt liefern, merkwürdigerweise steht hinten an der Rückwand als Stromaufnahme 325W. Dies war in den USA so üblich, man ab stets die mittlere Stromaufnahme an – nicht das Maximum. Auch von außen eine wahrlich stattliche Erscheinung diese Endstufe, wofür nicht zuletzt die riesigen Kühlkörper an den Seiten sorgen. Die 19″-Winkel sind hier übrigens integriert.
Die Front ist doppel so hoch wie die der TA-N900 und hat den gleichen Netzschalter wie alle Modell der ESPRIT-Serie. Der ist ausgesprochen attraktiv mit der grünen Kontroll-Lampe. Durch die Achtel-Drehung, die notwendig ist, um das Gerät einzuschalten, sieht man schon von weitem, in welcher Betriebsart der Netzschalter steht. Neben einer Temperaturanzeige, die blau (noch nicht warm), grün (richtige Betriebstemperatur) oder rot (zu warm) signalisiert, gibt es noch eine sechsstufige LED-Leistungsanzeige. Daneben gibt es noch Pegelsteller und die Auswahl zwischen den Cinchbuchsen – die entweder direkt wirken oder über die Potentiometer an der Front. Riesige Lautsprecherklemmen für nur ein Paar Lautsprecher (wie vorbildlich!) und Cinchbuchsen, die drei Anschlussmöglichkeiten lassen: direkt ohne Umwege zu den Endstufen (mitte), mit Koppelkondensatoren garantiert gleichspannungsfrei (unten) oder noch zusätzlich über Pegelsteller an der Front (oben ).

Diese überaus seltene Endstufe hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Es ist wirklich schade, dass der Hersteller Sony den Hifi-Sektor völlig aufgegeben hat, wo man doch durchaus in der Lage war in der absoluten Spitzenklasse weltweit bedeutsam mitzuwirken. Gibt es heute wirklich keine nennenswerte Nachfrage nach höchstwertigen HiFi-Geräten mehr??