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Yamaha M-4



Über Yamaha ist schon viel berichtet worden, der größte Musikinstrumentenhersteller der Welt und der zweitgrößte Motorradhersteller der Welt (nach Honda) war zwischen 1975 und 2009 auch einer der größten Hifi-Hersteller der Welt. Beständige Qualität und ein extrem umfangreiches Programm ließen diese Marke stetig wachsen, bis es 2009 auch diesen Anbieter traf: Yamaha-Hifi meldete Insolvenz an und stellte seine Aktivitäten weltweit ein. Die Musikinstrumentenabteilung betreibt seither jedoch die Hifi-Sparte in deutlich kleinerem Umfang weiter und das nicht ohne Erfolg!

1978 entwickelte man weitere Vor- und Endverstärkerkombinationen, nachdem man sich mit den ersten Modellen zwar Achtungserfolge eingeheimst hatte, den kommerziellen Erfolg jedoch verfehlte, da diese ersten Kombinationen (B-1, C-1, T-1, B-2, C-2 und T-2) einfach zu teuer waren. Also legte man etwa preisgünstiger nach und schuf die Kombinationen C-2a, M-2, C-6, C-4 und M-4. Besonders die beiden letzteren waren preislich sehr verlockend, man bekam eine Endstufe mit 2 mal 135 Watt nach DIN und einen Vorverstärker mit Phono MM und MC nebst allem Zipp und Zapp für zusammen 2450,- DM! Nochmal 300 DM preiswerter ging es mit dem kleineren Vorverstärker C-6, der auch beinahe alles bot. Die Endstufe M-4 kostete 1.300,- DM und bot absolute Spitzenklasse mit überragenden Klangeigenschaften, dazu einen soliden Aufbau mit einem Gewicht von 18,5 kg sowie einer ansprechenden Optik und Haptik. Diese wird hier vorgestellt.

Die M-4 ist einfach vorbildlich aufgebaut, nicht nur von der Qualität her, sondern ebenso von der Servicefreundlichkeit. Mit nur wenigen Handgriffen lassen sich die Endstufen komplett herausnehmen, da alle Kabelverbindungen mit Steckern versehen sind. Auch die beiden Platinen einer jeden Endstufe sind leicht zu zerlegen. Dieselbe Endstufe (rechts) von der anderen Seite. Die vordere Platine ist in einem Metallrahmen gehalten, der nur mit zwei Schrauben befestigt ist. Die Toshiba-Endtransistoren waren zu dieser Zeit so ziemlich das schnellste am Markt, mit einer sagenhaften Transitfrequenz von 90 MHz! Die Endstufe hat vermutlich deshalb so überragende Klangeigenschaften und schafft einen Dämpfungsfaktor von über 200. Zusammengebaut sieht der Endstufenblock so aus, erneuert wurden die berüchtigten Doppeldioden VD1221 (drei Stück pro Kanal, Austausch gegen je zwei 1N4148 in Reihe), zusätzlich wurden noch 10V-Elkos prophylaktisch erneuert. Auf der Hauptplatine in der Mitte des Gerätes befinden sich die Stromversorgung und die Schutzschaltung nebst den dazu gehörigen Relais. Letztere wurden natürlich auch erneuert. Yamaha verwendet hier vierpolige Relais, bei denen jedoch einseitig nur zwei Kontakte angeschlossen sind. Man muss daher die beiden parallel arbeitenden Kontakte verbinden. dadurch wird sicher gestellt, dass mindestens einer beiden Kontakte (der, der später schließt) langfristig seine guten Eigenschaften beibehält. Der früher schließende Kontakt muss den Abbrand bilden, der sich beim Einschalten häufig bildet. Leistungslos schalten (also ohne Signal) verlängert das Leben der Kontakte deutlich (gilt für alle Geräte mit Relais). Die drei Lampen an der Front zeigen Power, Speaker A und B an und sind gerne durchgebrannt. Also wurden alle drei ersetzt, mit langlebigen Lampen der Marke JKL. So schaut die Endstufe komplett von oben aus. Rechts und links die Endstufenblöcke, in der Mitte vorn der riesige Netztrafo, dahinter (unter einem Abdeckblech verborgen) die Mutterplatine, auf der auch die beiden großen Siebelkos stecken. Links vorn unter der Pappe sitzen die drei Schalter und Lampen. Von aussen wirkt die M-4 schlicht, aber gerade das verleiht ihr die professionelle Anmutung. Besonders gelungen ist die obere Abdeckung aus gelochtem Stahblech, bei diesem Exemplar leider schon arg verkratzt. An der Front gibt es, die auch von anderen Yamaha-Geräten bekannten, von hinten beleuchteten Schalter für Power und die beiden Lautsprechergruppen. Die sehen immer wieder einfach nur gut aus. Wir zerlegen die Schaltmechanik an der Front und reinigen die Teile im Ultraschallbad, dadurch sehen die Knöpfe wieder aus wie neu. Rechts gibt es noch zwei LED-Kettenanzeigen für den Pegel, auch das sieht sehr gut, aber gleichzeitig auch sehr zurückhaltend aus. An der Rückseite können zwei Paar Lautsprecher angeschlossen werden, die verwendeten Buchsen und Schalter sind auch hier von solider Qualität. Der Schalter AC/DC entscheidet darüber, ob Gleichspannung in die Endstufe hinein gelangen kann oder nicht. Das kann durchaus gefährlich werden, denn die M-4 ist von vorne bis hinten gleichspannungsgekoppelt, würde also DC durchaus verstärken! Daher besser stets den Schalter in Stellung AC lassen. Die Pegel der Kanäle lassen sich hier stufenlos abschwächen, falls dies nötig sein sollte.

Wer heute noch eine solche Endstufe besitzt, sollte sie hüten, sie kann nur wertvoller werden, zumal sie beinahe alles kann, was man von einer Endstufe erwartet. Besser geht zwar immer, muss aber nicht sein, oder?