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Kenwood KR-5010



1979 war Kenwood einer ganz großen Anbieter im Hifi-Sektor. Diese Marke war, was die Absätze anbelangte, recht erfolgsverwöhnt. Nachdem man zuvor eine erfolgreiche Receiver-Baureihe (KR-3090, 4070. 5030 und 6030) sehr gut verkauft hatte, schob der Hersteller neuere Modelle nach, die deutlich kompakter gestaltet waren. Die Modelle hießen dann KR-2010, 3010, 4010 und 5010 – das größere Modell dieser Reihe, der KR-8010, erschien bereits im Juni 1978. Hier stelle ich den KR-5010 vor, der 1979 für rund 800,- DM verkauft wurde. Er leistet 2 mal 52 Watt sinus an 4 Ohm und wiegt 8,6 kg. Ich finde Geräte der unteren Preisklasse sollten auch mehr im Fokus des Interesses stehen, da diese doch erheblich häufiger verkauft wurden, als immer nur die größten und teuersten Geräte der Hersteller.

Das Gerät hatte die üblichen, altersbedingten Defekte, wie Geräusche beim Betätigen der Schalter und Potentiometer. Der Besitzer hatte aber zusätzlich drei Sonderwünsche: das Holzgehäuse sollte furniert werden (statt der von Hause aus verwendeten grauen Folie), die Beleuchtung sollte auf LED umgerüstet werden und die Lautsprecheranschlüsse sollten Bananenstecker aufnehmen können. Nun gut, uns ist ja kaum eine Herausforderung zu groß, also ran an die Arbeit.
Zunächst die Beleuchtung, statt der drei Lampen, die in den  runden Ausschnitten des durchsichtigen Acrylteiles stecken, haben wir die Flächen hinter den Lampenhaltern mit der Mini-Kreissäge abgeschnitten und die Sägeflächen poliert. Dort wurden nun drei flache LED-Streifen in warmweiß angeklebt und miteinander verdrahtet. Dadurch wird das Licht recht gleichmäßig nach vorne in das Acryl gestrahlt und beleuchtet adurch die Skala und die Instrumente.
Hier einer der drei Streifen-LEDs. Die Trafospannung von 8V wurde gleichgerichtet und gesiebt (um Flackern der LEDs zu vermeiden) und sodann für konstanten Strom gesorgt. Zudem wurde, durch Herabsetzen der Spannung, die Leuchtstärke soweit verringert, dass dies der Leuchtkraft der Lampen entsprach. Somit kann das LED-Licht mit dem Auge nicht von den Lampen unterschieden werden. Das war auch das erklärte Ziel der Umrüstung.
Man kann auf diesem Foto erkennen, wie das Licht in die Acrylhalterung eingestrahlt wird.
So schaut das Ganze im Betrieb aus.
Und so von vorne, die Beleuchtung erfolgt indirekt, dafür sorgt dieses Acrylteil.
Hier nochmal abgedunkelt fotografiert.
Das Licht ist wirklich genauso “warm” wie das der Glühlampe, die LED bleibt aber stets kalt und erwärmt sich nicht!
Die nächste Umbauforderung waren die Lautsprecherklemmen. Wir haben daher das Original-Terminal mitsamt der Platine ausgebaut und stattdessen eine Kunststoffplatte zugeschnitten und gelocht. Alles wurde, wie immer bei uns, so gestaltet, dass alles ohne Beschädigung und daher rückbaubar ist.
Darin wurden die neuen Polklemmen eingebaut, rot und schwarz jeweils an der exakt richtigen Stelle. Im Foto noch nicht verdrahtet.
Hier sind die Polklemmen alle verdrahtet, am KR-5010 gibt es eine Reihenschaltung für die Stellung A+B, was sehr vernünftig ist. Die kleine Sicherung für die Beleuchtung wurde von der Platine an den Halter verlegt.
Das innere des Gerätes ist übersichtlich gestaltet. Die Endstufen sind in der damals gerade sehr verbreiteten Hybrid-IC-Technik ausgeführt. Im Bild oben der Stereo-Spannungsverstärker TA-1001, exklusiv für Kenwood bedruckt. Entspricht jedoch einem STK3042. Auf dieser Platine wurden etliche Kondensatoren erneuert.
Auch die Relais (für jeden Kanal ein einpoliges) sind ungewöhnlich und heute kaum noch zu beschaffen. Sie wurden gereinigt.
Die Endstufen sind kanalgetrennt und leisten, wie der Aufdruck schon verrät, rund 50 Watt pro Kanal. Die Hybridtechnologie steht übrigens der diskreten (mit einzelnen Transistoren) in nichts nach – auch klanglich nicht. Es gab sie aber nur bis zu einem gewissen Leistungs-Level, weshalb in teueren und “besseren” Geräte dies jedoch nicht zur Anwendung kam.
Hier eine Gesamtansicht der Geräteunterseite. Es wurden alle Schalter und Potentiometer gereinigt und auch im Phonoteil etliche Elkos erneuert.
Hier die Geräteoberseite. Auch das Empfangsteil wurde gereinigt und anschließend neu abgeglichen.
Das Holzgehäuse dieser Kenwood-Serie war stets mit grauer Folie foliert. das ist etwas merkwürdig, denn es wirkte daurch wie ein Metalldeckel. Unangenehm ist das Verhalten der grauen Folie, denn gerade oberhalb der Lampen zieht sie sich aufgrund der Wärmeentwicklung zusammen und lässt dass das Holz darunter durchblicken. Im Foto oben kann man den Ort der drei Lampen recht genau erahnen. Ich habe schon weit schlimmere Exemplare gesehen, wo die Folie schon um mehr als 5mm geschrumpft war.
Die Retro-Tischlerei von Niko Benke in Buchholz bei Niemegk führt immer wieder ganz hervorragende Holzumbauten oder -anfertigungen für uns durch. Wir können uns keinen idealeren Partner dafür vorstellen.
Das Furnier ist amerikanisch Nussbaum und sieht wohl am authentischsten aus, wenn man das für alte Hifi-Geräte der 1970er-Jahre verwenden will. Die Maserung läuft bei Nikos Arbeiten immer “um das Eck herum”  – einfach meisterhaft. Wir ölen und wachsen die Furniere dann und bringen ihnen mit einer Bürste eine glänzende Oberfläche bei.
Die Front wurde komplett zerlegt und innen sowie aussen gründlich gereinigt und poliert.
Bis auf die Kratzer, die das Gerät in den letzten 37 Jahren erhalten hat, sieht es wieder aus wie neu und es funktioniert aus so. Unglaublich, wie gut auch die Geräte der unteren und mittleren Preislagen damals verarbeitet waren.
Es gibt am KR-5010 zwei große Power-Meter, die auch bei Zimmerlautstärke schon etwas anzeigen. Ausser Bässe und Höhen, Balance und Volume gibt es keine weiteren Potentiometer am Gerät.
Der Receiver verfügt über AM und FM, zwei mal Tape-Monitor und umschaltbare Zf-Bandbreite. Der Eingangswahlschalter hat neben den Stellungen für Rundfunk nur noch Phono. Wer also hier einen CD-Player anschließen will, sucht einen AUX-Eingang vergeblich und muss daher einen der beiden Tape-Eingänge benutzen.
Die Rückseite, alles ist sehr übersichtlich, der Tape-B-Anschluss sogar zusätzlich noch in DIN ausgeführt. Neu war der koaxiale Antennenanschluss im Jahr 1979.
Hier nochmals die neuen Polklemmen, der Besitzer möchte gerne Bananenstecker verwenden.

Kein sündhaft teures Spitzenmodell, aber ganz gewiss auch einen Bericht auf unserer Seite sowie eine Erinnerung wert. Es müssen nicht immer die ganz Großen sein, oder?