Diesen Receiver wollten wir eigentlich ablehnen. Er wurde schon, bevor er zu uns kam, von einem mit dem Gerätebesitzer befreundeten Techniker bearbeitet. Da lagen dann ausgebaute Teile im Tütchen
bei und es waren teilweise völlig artfremde Teile in das Gerät eingebaut. Etliche Verbindungstecker waren gezogen und das Gerät durch Entfernen der Hauptsicherung still gelegt. Das ist sehr
dünnes Eis, auf das man sich begibt, wenn man so ein Gerät anfasst. Nach Rücksprache mit dem Besitzer war dieser dann doch bereit, alle möglichen Risiken zu bezahlen – die am Ende dann doch nicht
ganz so schlimm waren, wie zunächst befürchtet. Er hatte den Receiver von einer rollenden Discothek übernommen, wo das Gerät in ein Flightcase eingebaut war. Der Besitzer hatte zunächst das
Holzgehäuse und die Bodenplatte neu anfertigen lassen.
Der KR-8050 ist das größte Modell dieses Jahrgangs. Er leistet 2mal 120 Watt sinus an 8 Ohm, bzw. 2 mal 150 Watt sinus an 8 Ohm mit Power-Booster und wiegt 18 kg. Diese Baureihe bestand aus den
Modellen KR-2010, 3010, 4010, 5010, 7050 und dann 8050. In den USA und Japan gab es sogar noch einen KR-9050, der jedoch ultraselten ist.
Um die ausgenudelten Gewinde für das nachträglich gebaute Holzgehäuse habe ich mich zuerst gekümmert. Um wieder richtige Gewinde zu haben, wurde zuerst jedes M4- Loch auf 4,5 mm aufgebohrt, dann
eine M4-Senkkopfschraube hinein gesteckt und auf der anderen Seite eine Mutter aufgedreht. Somit war die Mutter genau zentriert und ich konnte sie in dieser Stellung verlöten. Das Ganze
achtmal.
Die Seitenteile wurden dazu natürlich ausgebaut und bearbeitet. So sieht die eingelötete Mutter von der anderen Seite dann aus.
Nachdem die seitlichen Blechteile wieder eingebaut waren, konnten auch die Holzseitenteile wieder ordentlich angeschraubt werden – mit den Originalschrauben.
Nachdem dann Netzteil und die Endstufen wieder ordentlich instandgesetzt waren, musste noch die defekte Power-Boost-Schaltung, sowie die Beleuchtung repariert werden. Diese Power-Boost-Schaltung
verändert per Knopfdruck die Betriebsspannung, so dass dann etwa 2 mal 30 Watt mehr Sinusleistung zur Verfügung stehen. Anschließend konnte dann mit der üblichen Restauration begonnen
werden: Schalter und Potis reinigen, FM-Teil überholen und gefährdete Elkos austauschen, sowie kalte Lötstellen beseitigen.
Hier gerade beim Bearbeiten der Klangstellplatine.
Jetzt ist sie bereits wieder an ihrem Arbeitsplatz montiert.
Nun noch ein Blick auf das offene Gerät von oben. Hinten links der Netztrafo, rechts daneben der Lautsprecherwahlschalter mit den Terminals, davor die Endstufe mit den Siebelkos und der
Protectionschaltung, vorne am Kühlblech die Spannungsverstärkung, rechts das Empfangsteil.
Das Gerät von unten ohne Bodenplatte, vorne links der Eingangswahlschalter, rechts die Klangstellplatine. Der Eingangswahlschalter war bereits vorher schon einmal ausgebaut, zerlegt und gereinigt
worden – es gab auch keine Geräusche beim Betätigen. Leider wurde jedoch einer der sechs Reiter etwas deformiert, so dass in Stellung AUX manchmal nur ein Kanal spielt, wenn man dorthin schaltet.
Bewegt man den Knof dann leicht hin und her, spielt auch der zweite Kanal klar, sauber und dauerhaft. Wir haben es leider nicht geschafft, den deformierten Reiter wieder so hinzubiegen, dass er
auf Anhieb richtigen Kontakt hat – leider. Es ist der einzige Fehler, den das Gerät jetzt noch hat.
So schaut das Gerät von aussen im Ganzen aus – wie gesagt, das Holzgehäuse wurde nachträglich angefertigt, sieht im Original anders aus (dunkelgrau foliert).
Die Front ist leider auch nicht ganz original, die Kippschalterknöpfe stammen von Pioneer, die originalen sind wohl mal abhanden gekommen. Die Knöpfe ähneln den originalen aber schon stark, daher
fällt das nicht sofort auf. Es gibt zwei Power-Meter auf der linken Seite,
In der Mitte findet sich der Power-Boost-Schalter und es gibt drei Klangsteller (Bässe, Mitten, Höhen).
Die Stereo-Empfindlichkeit kann per Knopfdruck eingestellt werden, ist der Knopf nicht gedrückt, werden alle Sender, die nicht mit vollem Pegel empfangen werden, erst einmal vorsichthalber in
Mono empfangen. Drückt man den Knopf, geht sofort die Stereo-Lampe an und bleibt auch an, auch wenn der Knopf nicht mehr gedrückt ist – sofern der eingestellte Sender in guter Qualität empfangen
wird.
Hinten gibt es Anschlüsse für zwei Plattenspieler, Reserve (AUX) und zwei Tapes.
Die Demphasis kann zwischen 25, 50 und 75µs gewählt werden, was dafür spricht, dass es sich um ein Military-Gerät handelt. 50µs ist hierzulande richtig.
Immerhin bietet der KR-8050 drei Lautsprecherpaaren Anschluss, es können aber nur A und B gleichzeitig gehört werden.
Selten anzutreffen dieser doch schon ganz schön breite (57,5 cm) Receiver, der in Europa äußerst selten verkauft wurde. Aber schön, dass er all die Schwierigkeiten letztlich doch überlebt hat und
nun noch viele Jahre halten wird.