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Marantz 2216



Über Marantz wurde bereits viel geschrieben: einst eine hochgelobte US-Manufaktur um Saul Marantz, seit den 1960er Jahren aber ein japanischer Hersteller, der stets versucht, das US-amerikanische Image beizubehalten. Dabei hatten die Geräte dieser Traditionsmarke schon lange nichts mehr mit den Ursprüngen zu tun. Die erste rein japanische Serie von Receivern (die Modelle 2215, 2230, 2245 und 2270) von 1971  sorgt bis heute für einen unglaublich elitären Ruf, dem die Geräte eigentlich gar nicht gerecht werden können. Denn sie sind zwar ordentlich, aber keineswegs überragend aufgebaut – solide Mittelklasse halt. Verkauft wurde diese erste Serie in riesigen Stückzahlen, trotz überzogener Preise (der 2270 kostete 1973 2.890,- DM – mehr als ein deutlich überlegener Pioneer SX-2500!!), von dem der Fachhandel durch extrem hohe Margen gut profitierte. Wegen der hohen Gewinnspanne des Handels wurde Marantz seinerzeit über die Maßen hochgelobt und das hat teilweise bis heute Nachwirkungen.

Der heute vorgestellte 2216 stammt aus der zweiten Generation von Receivern, die bei Marantz-Fans nicht ganz so hohen Stellenwert besitzt wie die erste – technisch aber eindeutig erheblich besser konstruiert war. Dieser kleinste Receiver, der den 2215 ablöste, kostete 1977 immerhin noch rund 1.000 DM, denn die Preise verfielen unter dem enormen Konkurrenzdruck rasch. Er hatte eine Ausstattung, die einem karg vorkommt, aber die den tatsächlich benötigen Anforderungen von rund 90% aller Käufer vollauf genügten. Man konnte einen Plattenspieler, eine weitere Hochpegelquelle (AUX) und ein Tape, sowie zwei Paar Lautsprecher anschließen – also was? Seine Leistung lag nominal  bei 2 mal 16 Watt an 8 Ohm nach IHF, was nach DIN 2 mal 22 Watt an 4 Ohm bedeutete. Auch das genügt den meisten Hifi-Anwendern in ihrem Wohnzimmer.

Im Innern sieht man einen AM/FM-Receiver mit einem recht kleinen Transformator (150VA) – alle Baugruppen sind auf Einzelplatinen untergebracht, die man sich bei Matsushita (heute Panasonic) herstellen ließ.
Hier von unten betrachtet, die Verdrahtung der Platinen untereinander ist recht ordentlich gemacht. Das Netzteil (in der Mitte zu sehen) war defekt und musste instandgesetzt werden, da das Gerät nur noch laut brummte.
Die Endstufe ist in quasikomplementärer Bauart ausgeführt, also mit einer Betriebspannung und deswegen mit Ausgangselkos. Geht aber so in Ordnung.
Das Frontend des Tuners, der einen erstaunlich guten Empfang ermöglicht.
Auch das Skalenseil musste erneuert werden – war aber kein Problem.
Von aussen ein unscheinbarer Receiver, der aber doch einen wirklich netten Charme aufweist, dem man sich kaum entziehen kann…
…wozu die Marantz-typische, blaue Beleuchtung der Skala ebenso wie die rote Stereo-Anzeige beiträgt. Das Design der Front ist ganz Marantz.
Diese Farben sorgen für das übliche Marantz-Flair.
Auch der typische Gyro-Touch-Kreisel darf nicht fehlen.
Der Kleine ist noch wirklich gut erhalten.
Hinten ebenfalls sehr übersichtlich, ein Anschluss für Quadrofonie-Rundfunk mit Zusatzgerät ist vorhanden – es kam aber nie zum Einsatz.

Auch wenn es der kleinste Marantz-Receiver dieses Jahrgangs ist – auch er hat es verdient, bemerkt zu werden und erhalten zu bleiben.