Receiver waren schon seit den frühen 1970er-Jahren eine Domäne von Marantz. Nicht nur weil diese in den USA so beliebt waren, sondern die Reeceiver verkauften sich auch hierzulande exorbitant
gut. Die erste verbreitete Receiverreihe bestand aus vier Modellen: 2215, 2230, 2245 und 2270. Diese vier begründeten den unglaublich guten Ruf der Marke für Receiver – bis heute. Viele Modelle
folgten diesen vier und immer hießen sie 22XX oder später sogar 23XX, bis es sogar bei 2500 und 2600 gipfelte. In dieser Nomenklatur steckten die vorderen Ziffern 22, für 2 Geräte (Tuner und
Verstärker) mit 2 Kanälen, hinten dann die Ausgangsleistung pro Kanal. 2270 also für 2-Kanal-Receiver mit 2 mal 70 Watt. Bei über 100W pro Kanal veränderte man die zweite zwei dann einfach um die
1 für einhundert. Die ganz großen Receiver, deuteten demzufolge zweimal 300 bzw. 400 Watt an. Dies änderte sich alles 1981.
Dann erschien bei Marantz der erste Synthesizer-Receiver, also keine schöne blau leuchtende Skala mit Drehkondensator mehr, sondern dafür ein blaues Display, welches die gerade empfangene
Frequenz zeigte. Der erste Receiver erhielt den Namen SR8010DC – also auch eine völlig neue Nomenklatur. SR stand nun für Stereo Receiver, die 8 sollte wohl für da neue Jahrzehnt stehen. Das DC
am Ende unterstreicht die Verstärker-Technologie ohne Koppelelkos – also vollständig DC-gekoppelt.
Der Verkaufserfolg sank erdrutschartig… Dennoch gab man nicht so einfach auf. Im Jahr darauf erschienen neue Modelle: ein kleinerer SR7100DC, ein ganz großer SR9000G und in der Mitte der
SR8100DC. Hier wurde viel geboten für den Preis von 1.399,- DM. 2 mal 100W Ausgangsleistung nach DIN amn 4 Ohm, einen 5-fach-Equalizer, eine eingebaute Quarzuhr mit Timer zum Wecken und
nicht zuletzt einen empfangsstarken Tuner mit 16 Stationstasten. Die riesigen Verkaufserfolge der 1970er brachte es aber auch nicht zurück. In der Zwischenzeit hatte, wegen der stark
nachgelassenen Erlöse, Philips das Ruder bei Marantz übernommen.
Blick von oben.
Dieser Receiver kam zu uns, weil er einfach nur noch bescheiden klang. Der Aufbau ist eigentlich übersichtlich und vor allem nicht mehr in mehreren Etagen übereinander, wie das in den früheren
Modellen üblioch war. Blick von unten.
In der Mitte ist die wirklich kräftige Endstufe zu sehen. Rechts das Netzteil, links der Tuner. Das Problem lag in den Relais in der Eingangswahlschaltung und in den Lautsprecherausgängen. Beide
Relaistypen sind schon lange nicht mehr erhältlich, weswegen man sich, zur Rettung betroffener Geräte, Gedanken machen muss, wie die Relais erneuert werden können. Oben im Bild ist unten das
Fuji-Relais 221D zu sehen, welches sehr häufig an größeren Kontaktproblemen leidet. Reinigungsversuche sind eigentlich niemals von Dauer. Wir ersetzen daher diese Relais mit Hilfe von selbst
angefertigten Transferplatinen diese Relais mit überall erhältlichen Relais. Der Aufwand diese kleinen Platinen zu bestücken ist ganz schön umfangreich. Hier sieht man die neuen Relais bereits
eingebaut im Gerät. Die gesamte Eingangsschaltung kommt mit zwei Relais aus. Es wird nur zwischen Phono und Aux umgeschaltet, in der Ruheposition werden die Signale des Tunerausgangs an die
Endstufen weitergeleitet. Die beiden Tape-Eingänge werden mit einem mechanischen Schalter versorgt. Ebenso verhält es sich mit den Lautsprecherrelais, die Type AP2U ist schon lange nicht mehr
erhältlich – auch hier greifen wir auf handelsübliche Relais zurück und benötigen dafür eine Transferpaltine. Oben im Bild das Originalrelais mit den schräg versetzt stehenden Kontakten. Darunter
das neue Relais mit der Transferplatine. Die Leiterbahnen für die Signalwege sind mit Drähten verstärkt.
Hier arbeiten die neuen Relais (für A und B) bereits an Ort und Stelle im Receiver. Die neuen Relais haben 8A Kontaktbelastbarkeit, was eine Verbesserung gegenüber den originalen (5A) darstellt.
Das ist das Netzteil des SR8100DC, immerhin ein Schnittbandkerntrafo. Vorn ist der stand-by-Transformator zu sehen. Die kräftige Endstufe ist mit (damals) sehr modernen Transistoren der Marke
Sanken bestückt. Diese Typen im MT200-Gehäuse finden sich bis in die 1990er-Jahre in sehr vielen Geräten der Hifi-Branche, denn mit 40MHz Transitfrequenz zählen sie zu den prädestinierten
Transistoren für hochwertige Audio-Anwendungen. Von außen ist der SR8100DC Geschmackssache. Typisch für die frühen 1980er sind die Champagnertöne, silber war langsam out, schwarz kam erst später.
Die Front wird von dem 5-fach-Equalizer dominiert – auch das war damals sehr modisch, von daher nicht klassisch. Links ist der Ausschalter, mit dem sich das Gerät jedoch nicht einschalten lässt.
Unter den Schiebpotis gibt es Wahltasten für die Lautsprechergruppen. In der Mitte das Display, alles ist bereits von LED’s beleuchtet. Eingeschaltet wird das komplette Geräte mit einer der
Tasten für AM, FM , PHONO oder AUX. Rechts neben dem Display befindet sich eine Zehnertatstatur zum Programmieren der Uhr und des Timers, aber auch zum Abspeichern der Stationstasten, jeweils
acht für AM und FM. Rechts daneben ist der Montitorschalter, der Volumesteller, der Timer-Schalter und der Balance-Steller angeordnet. Oben über der Front befindet sich eine Klappe, darunter ein
Batteriefach. Diese Batterien ermöglichen drei Monate Gangreserve der Uhr, sowie auch den Speicher für die Stationstasten sowie die zuletzt gewählte Frequenz. An der Rückseite fällt die fehlende
Ferritantenne auf, die war wohl ftüher mal abgebrochen. Alles andere ist eigentlich üblich, bis auf… …die seltene Netzanschlussbuchse, bekannt als Siemens- oder Revox-Buchse und… …den Umschalter
für das Raster des Suchlaufs, offenbar ein Zugeständnis für viele Märkte, auf denen der Receiver angeboten wurde. Auch die Umschaltbarkeit der Netzspannung auf 110/120/220 oder 240V zeugen
davon.
Aus heutiger Sicht kann dieser Receiver durchaus überzeugen. Für Sammler und Liebhaber von klasssischen Hifi-Geräten ist das aber eher nichts. Mir geht es ebenso, optisch kann ich dem Gerät
nichts abgewinnen, aber in der Benutzung und dem Hören von Musik hat er mich überzeugt.