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Pioneer SA-608

 

 

Die meisten Berichte hier stellen große, teure oder gar seltene Geräte vor, von denen die meisten, die diese Berichte lesen und die Zeiten noch selbst miterlebt haben, als diese Geräte noch neu waren, diese Geräte damals nie besessen haben. Oft haben Sie aber davon geträumt und  können sich deswegen heute diese Träume oft erfüllen, da sie heute über mehr Geld verfügen und die Geräte nunmehr für sehr viel weniger zu bekommen sind. Aber was ist mit den Geräten, die die Leser früher wirklich zu Hause hatten? Die, die nicht so viel kosteten, die, die man sich eben leisten konnte. Und eben die, die einem den Zugang zur Hifi-Welt ebneten. Mit denen hörte man jahrelang Musik und war eigentlich ganz zufrieden, wenn es da nicht die größeren, leistungsfähigeren, besser klingenden (?) aber eben viel zu teueren Geräte gegeben hätte, nach denen man sich aber immer noch ständig sehnte. Aber eben diese “kleinen”, unspektakulären Geräte, von denen die meisten einfach nicht mehr wissen, wo sie denn eigentlich abgeblieben sind, die sind es doch auch wert, hier einmal vorgestellt zu werden, oder etwa nicht? Für die meisten Älteren hängen da noch eher Erinnerungen dran, als an den großen, teuren Geräten, die man eh meist nur im Schaufenster oder im nächsten Vorführstudio gesehen hatte…

Heute also ein so genanntes Butter- und Brot-Gerät, der Pioneer SA-608 von 1979. Im Katalog von 1979 findet sich die so genannte blaue Serie, wegen der blauen Displays, die damals sozusagen der letzte Schrei waren und die Zeigerinstrumente ablösten. Da werden die großen Verstärker SA-9800, SA-8800 und SA-7800 angeboten,  dann folgen die mittleren SA-708, SA-608 und SA-508, sowie der ganz kleine SA-408 (ohne Anzeigeinstrumente). Der SA-608 war wohl einer der am häufigsten verkauften Verstärker seinerzeit, denn  er bot einerseits ausreichend Leistung, nominal 2 mal 45 Watt sinus an 4 und 8 Ohm bei nicht mehr als 0,02% Klirr, nach DIN jedoch schon 2 mal 82 Watt sinus an 4 Ohm (bei 1% Klirr) – man sieht also schon, dass da ganz schöne Reserven in dem “kleinen” schlummern. Er wiegt 7,9 kg und sieht fast aus, wie ein “Großer”. Also wer damals nicht stolz darauf war, diesen Verstärker zu besitzen, dem war eigentlich nicht mehr zu helfen.

Dieses Exemplar kam zu uns zur vollständigen Überholung. Er schaltete nach nur wenigen Sekunden in den Schuzschaltungsmodus, wobei auch das Display flackerte. Dies lag an kalten Lötstellen im Netzteil. Dann begann allerdings die “richtige” Arbeit und wir tauschten alles an dem Verstärker aus, was der Alterung wegen schon nicht mehr korrekt funktionierte. Also das Relais und etliche Elektrolyt-Kondensatoren. Unverständlich, weshalb Pioneer bei dem Relais nur zwei der vier Kontakte verwendet hat – das ergibt einfach eine stark verkürzte Lebensdauer.
Das alte Relais ist ausgelötet, steckt aber noch in der Platine. Die beiden unteren Kontakte gehen zur Spule des Relais, dort wird geschaltet. Die beiden mittleren Kontakte sind mit den Endstufenausgängen verbunden, da gehören besser vier Pins hin. Die vier oberen Kontakte führen zu den Lautsprecherausgängen, da sind korrekterweise vier Pins vorhanden.
Da häufig die Frage auftaucht, weshalb die Relais stets ausgetauscht werden, haben wir dieses hier mal zur Ansicht geöffnet. Es wurde schon einmal unfachlich gereinigt, nämlich ohne es auszubauen – es war dennoch reif zum Austausch.
Hier sind die vier feststehenden Kontakte. Da die inneren nicht beschaltet waren, ist dortv auch kein Abbrand zu sehen, auf den äußeren Kontakten jedoch schon.
Die beweglichen Kontakte sind ebenfalls stark oxidiert und zeigen bereits deutliche Verschleißerscheinungen.
Das neue Relais hat natürlich vier Kontakte, wobei nun immer zwei parallel arbeiten, was kaum zu Aussetzern führt.
Das ist der Phonovorverstärker auf einer kleinen Extra-Platine mit zwei IC’s, hier wurden alle Elkos erneuert.
Solche Kippschalter gibt es insgesamt fünf im SA-608. Sie wurden alle gereinigt, wie die Bilder hier zeigen.
Zunächst auslöten und demontieren.
Dann die Kontaktreiter abnehmen. Alles ist schwarz korrodiert, na ja nach 38 Jahren auch kein Wunder.
Nach der Reinigung mit Metallpolitur und versiegeln mit Fett mit das ganze wieder aus wie neu – und wird wohl noch viele Jahre halten.
Auch der Drehschalter für die Lautprecherwahl sah nicht mehr gut aus. Auch er erhielt eine gleichartige Behandlung.
Nach dem Austausch aller verdächtigen Elkos wurde die gesamte Platine noch nachgelötet und anschließend gründlich gereinigt.
Das Innere des Verstärkers wurde mit Preßluft gereinigt.
Die lange Zeit kann offenbar den Geräten nicht allzu viel anhaben.
Das neue Relais an seinem jetzigen Arbeitsplatz.
Hier die Phonovorstärker-Platine.
Das sind alle ausgewechselten Teile aus dem Pioneer.
Auch von außen trotzt der Verstärker dem Zahn der Zeit, alles wirkt noch fast wie neu.
Die silberne Front mit dem “berühmten” blauen Display.
Alles wirkt aufgeräumt und solide, keineswegs billig.
Alles was man braucht ist vorhanden.
Die Bass- und Höhen-Potis sind gerastet, auch der Anschluss von zwei Tape-Decks ist möglich. ganz schön üppige Ausstattung.
Die Rückseite birgt keine Überraschungen, Phono, Tuner und Aux, zweimal Tape, davon einmal auch zusätzlich in DIN, sowie zwei Paar Lautsprecher können dort angeschlossen werden. Zusätzlich finden sich noch drei Steckdosen für andere Geräte.

Ein beachtlicher “kleiner” Verstärker, der es absolut verdient hat, der Nachwelt erhalten zu bleiben.