· 

Pioneer SX-424



Im Jahr 1972 war die Hifi-Welt stark bewegt, sehr viele Menschen legten sich ihre erste Stereo-Anlage zu, der Verkauf boomte überall. Die Marke Pioneer war damals eine der ganz Großen im Markt und bot zu dieser Zeit eine Riesenpalette an Geräten an. Allein sieben verschiedene Stereo-Receiver waren damals im Angebot, zusätzlich sogar noch einen großen Quadro-Receiver. Der kleinste der Baureihe ist der SX-424, das so genannte Einsteigermodell, mit “mageren” 2 mal 14 Watt sinus an 8 Ohm (bzw. 2 mal 18 Watt sinus an 4 Ohm) für rund 750,- DM. Aber genau so einen hatten wir nun auf dem Tisch und auch diese, allgemein nicht so stark beachteten Modelle, verdienen es durchaus, erhalten und auch hier vorgestellt zu werden. Wie gut das mittlerweile 47 Jahre alte Gerät noch heute funktioniert, will man kaum glauben.

Zunächst wurden alle Schalter und Potis gründlich gereinigt und der Receiver hierfür zerlegt.

Glücklicherweise dachte man bei der Konstruktion und Herstellung noch an die Techniker, die später einmal an solchen Geräten arbeiten müssen und daher sind diese zumeist recht servicefreundlich. Die Hauptplatine lässt sich nach der Demontage aus der Werkplatte heraus klappen. Das Lampenhaus ist, im Gegensatz zu den (beispielsweise) viel teureren Marantz-Receivern, komplett aus Metall statt aus wärmeanfälligem Kunststoff. Hier verformt sich nichts, auch innen färbt sich nichts braun. Der Netztrafo ist kleiner als eine Männerfaust, reicht aber vollkommen aus. Es gibt nur einen Siebelko von 2.500µF, da die Endstufen in Quasikomplementär-Technik nur mit einer Railspannung versorgt werden. Aber auch das ist völlig ausreichend und war, bis auf sehr teure Ausnahmen, üblicher Stand der Technik im Jahr 1972. Das Tunerteil mit UKW und Mittelwelle, verfügt über einen Dreifach-FM-Drehko, der Empfang ist nach einem kompletten Neuabgleich erstaunlich gut, selbst ohne Antenne werden ortsstarke Sender in Stereo empfangen, natürlich dann etwas verrauscht. Es wurden etliche Elkos erneuert, zudem die Platine nachgelötet und gereinigt. Die stromverstärkenden Transistoren sind direkt auf die Platine gelötet und haben ein großes Kühlblech. So schaut das Ganze von oben aus. So schaute der Receiver aus, als er zu uns kam. Die Kamera gleicht das mit ihrer Belichtungsautomatik aus, so dass man nicht wirklich ermessen kann, wie schwach beleuchtet das aussah. Also die Frontplatte abbauen, von innen und aussen reinigen, ebenso die Skalenscheibe und die Beleuchtung komplett erneuern, und schon… …leuchtet es wieder wie im Neuzustand. Der Unterschied ist in Wirklichkeit riesig! Natürlich gab es in dieser Preislage nur ein foliertes Gehäuse, aber die Ecken an der Frontplatte sind wirklich massiv. Die Front zeigt sich sehr übersichtlich, aber alles was wirklich benötigt benötigt wird, ist auch vorhanden. Der Lautsprecherwahlschalter ist auch gleichzeitig der Netzschalter (ganz linke Stellung). Bass- und Höhen-Steller sind nicht überbrückbar und das Balance-Poti hat man sich einfach gespart, indem man das Volumepoti mit zwei Achsen ausstattete, so dass man jeden Kanal einzeln einpegeln kann. Drei Druckschalter schalten die Loudness, den Tape-Monitor und
zwingen nötigenfalls zur Mono-Wiedergabe. Rechts befindet sich noch derInput-Selector für AM, FM, Phono oder AUX – alles da!
Auch die Rückseite ist klar gegliedert, der Tape-Anschluss ist sogar
zusätzlich mit einer DIN-Buchse versehen. Die Lautsprecheranschlüsse sind Pioneer-spezifisch, so wie allen Pioneer-Geräten dieser Epoche. Zur Sicherung gegen Endstufendefekt gibt es oben noch zwei Sicherungshalter (unter der schwarzen Kappe) in den Lautsprecherleitungen.

Wir möchten für diesen kleinen Receiver eine Lanze brechen, denn der macht richtig Spaß, klingt ordentlich, hat für den Hausgebrauch ausreichend Leistung und empfängt erstaunlich gut. Auch diese Geräte haben es allemal verdient, erhalten zu werden – wetten, dass der nochmal rund 50 Jahre hält?