· 

Sansui CA-303



1968 war hifi-technisch noch nicht viel los am Markt, jedenfalls nicht in Deutschland. Holzreceiver der 2 mal 15 Watt-Klasse und sogar Musiktruhen in Stereo waren noch an der Tagesordnung. Hifi-Studios begannen gerade sich zu etablieren, meist jedoch mit ausländischen, sprich japanischen oder us-amerikanischen, Produkten. Da gab es Marken wie McIntosh oder auch Sony und Pioneer, aber sonst kannte man kaum Hifi-Marken.

Die Firma Inter-Hifi in Heilbronn war damals Importeur von Sansui, bot jedoch nur einige Receiver in Deutschland an, die Modelle 250, 500 und 3000 – alle auch heute kaum bekannt. Die Marke Sansui war seinerzeit hierzulande noch nicht verbreitet, sondern extrem selten. In Japan hingegen zählte man zu den ganz Großen und stellte bereits sehr viele und auch sehr anspruchsvolle Geräte her. Mathias ist einer der wenigen Sansui-Sammler, die es hier bei uns gibt und verfügt nach meiner Meinung über eine der umfangsreichsten Sammlungen der Welt, sofern es um Sansui geht. Einer der Highlights ist der heute vorgestellte CA-303, der (nach damaligen Maßstäben) ein High-End-Vorverstärker und noch mit sechs Röhren und 20 Transistoren bestückt ist. Optisch aber schon ganz ein Sansui, wie wir das kennen. In Europa gab es dieses Modell übrigens nie, nur in Japan und in den USA, dieser hier ist ein Japan-Modell, welches nur an 100V betrieben werden kann.

Zunächst musste ich feststellen, dass beim Betätigen der Lautstärke unglaublich laute Krachgeräusche aus den Boxen kamen. Also erstmal das Lautstärkepotentiometer ausbauen und reinigen – so dachte ich. Unten im Bild ist der Übeltäter zu erkennen.
Nach dem Öffnen war rasch klar – das ist ein Schalter, der in vierundzwanzig Stufen die Lautstärke einstellt. Aber auch der wurde nachhaltig gereinigt – hier noch vor der Behandlung (man bedenke, dass die Teile 50 Jahre auf dem Buckel haben).
Dank der überaus soliden Fertigung und Ausführung lässt sich das aber prima reinigen und anschließend fetten.
Danach konnte der Stereo-Lautstärke-Schalter wieder zurück an seinen Platz. Auch die meisten anderen “Potis” sind Schalter in diesem Gerät, nur die Pegelvorsteller und die Balance werden mit Potis bedient. Im Übrigen besticht dieses Modell durch seinen übersichtlich geordneten und soliden Aufbau. Blick von oben ins Gerät.
Das Gleiche von unten, im hinteren Teil die Röhren (4 x 12AX7 und 2 x 12AT7).
Die Röhren sind alle noch original Matsushita, lediglich die Sockel und Stifte gammelten, was das Zeug hielt. Phono spielte daher auch nur auf einem Kanal.
Da Mathias das originale Holzgehäuse leider nicht bekommen konnte, hat Niko (unser Tischlermeister, der schon seit Jahren mit uns zusammen arbeitet) ein neues Gehäuse gebaut, welches dem originalen verblüffend ähnlich sieht. Er hat es nach Fotos nachgebaut und das ist durchaus gelungen, wie üblich in klassischem Nussbaum.
Die Front schon ganz Sansui-eigen: schwarze Front mit silbernen Knöpfen – das hat seinerzeit kein anderer Hersteller gemacht, auch der Rahmen um die Frontplatte war typisch für Sansui. Diese Marke stach schon immer deutlich aus dem Üblichen heraus, sowohl optisch als auch technisch.
Die Klangsteller sind für jeden Kanal extra ausgeführt. Auch eigenwillig: minus 8dB aber plus 12dB in 2dB-Schritten schaltbar.
Hinten finden sich reichlich Cinchbuchsen für die vielen Geräte, die man an diesen ,Ausnahme-Vorverstärker alle anschließen kann: zwei Plattenspieler und zwei Hochpegelgeräte (z.B. Tuner), darüberhinaus können Tonbandgeräte (Spulengeräte, denn die Musikkassette ist 1968 zwar schon seit einem Jahr erfunden, aber noch nicht verbreitet) angeschlossen werden, die Entzerrungen für 9,5 und 19cm/s sind bereits eingebaut.
Zusätzlich gibt es noch Pegelsteller für verschedene Filter und die Ausgänge für eine nachgeschaltete Endstufe.
In seinem neuen Gehäuse sieht der CA-303 ganz hervorragend aus – und keinesfalls wie Baujahr 1968.
Auch das Fußgestell wurde streng dem Original nachempfunden.
Leider sieht die Front an einigen Stellen verätzt aus, was man nicht mehr schön hinbekommt.

Der Klang von dem 50 Jahre alten Vorverstärker lässt einen staunen – die konnten das damals schon fast so gut wie heute! Ein prachtvolles Sammlerstück mit extrem großem Seltenheitsfaktor, führwahr.