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Sansui G-22000

 

 

 Sansui G-22000 – ein Produkt des Receiverkriegs

 

Es war 1976 als Pioneer den bis dahin größten Receiver auf den Markt brachte, das Modell SX-1250. Dieses Monster mit 2 mal 160 Watt und einem Gewicht von über 29 kg schlug in den Vereinigten Staaten ein, wie eine Bombe – kostete der doch noch unter 1.000 Dollar. In Deutschland wurden dafür 3.498,- DM verlangt. Insbesondere die in aller Welt stationierten Soldaten kauften diesen Receiver sofort, wo er von Steuern und Zöllen befreit, doch noch viel weniger kostete. Pioneer schaltete damals große Anzeigen in Illustrierten, wo der SX-1250 mit Receivern anderer Marken verglichen wurde, die alle wie Zwerge daneben wirkten. Wegen des kommerziellen Erfolgs wurde dadurch der „Receiverkrieg“ ausgelöst, der in den darauf folgenden Jahren immer größere und leistungsstärkere Receiver hervorbrachte. Alle großen Hersteller warfen immer größere Modelle auf den Markt, der offenbar nur darauf gewartet hatte. Von Sanyo/Fisher gab es die Modelle JCX-2900KR und RS-1080, von Technics den SA-1000, von Onkyo den TX-8500, von Pioneer (nochmals gesteigert!) den SX-1980, von Sony den STR-V7, von Marantz den 2330B, später noch die Modelle 2500 und 2600, von Rotel den RX-1603, von Kenwood den KR-9600 und von Yamaha den CR-3020 – alles riesige Monster-Receiver – aber einer, besser gesagt zwei, übertrafen sie alle: Sansuis G-33000, bzw. der „kleinere“ Bruder G-22000! Der große G-33000 hatte sagenhafte 2 mal 450 Watt sinus, der „kleine“ Bruder immerhin noch 2 mal 330 Watt. Wegen der schieren Größe und des enormen Gewichtes wurden beide Modelle in Preceiver- und Netzteil/Endstufen-Gehäuse unterteilt, die man getrennt aufstellen und vor allem tragen konnte. Der kleinere G-22000 bringt immerhin noch 42,1 kg auf die Waage und kostete seinerzeit hier bei uns 4.290,- DM !

 

Der Receiver-Krieg war um 1980 herum beendet und man besann sich auf andere Eigenschaften. In Europa hatte das ohnehin kaum Auswirkungen, denn große Receiver waren bei uns eher unbeliebt. Ab einer gewissen Preisklasse wurden doch eher Verstärker und Tuner getrennt gekauft, hauptsächlich weil dies ja auch optisch mehr hermacht. In noch höheren Preislagen wurden dann sogar Vor- und Endverstärker getrennt ausgewählt. Das hatten nur Receiver oberhalb von etwa 2.500,- DM.

 

Ein ebensolcher G-22000 stand nun auf unserem Werkstatt-Tisch und tat leider gar nichts mehr. Es waren reichlich Defekte zu beklagen und leider waren auch etliche davon von einem Menschen eingebaut worden, der sein Werk dann nicht beendet hat. Es mussten also beide Endstufen und auch die getrennt für rechts und links aufgebauten Netzteile zunächst einmal instandgesetzt werden, bevor man die durchgebrannten Netzsicherungen wieder einsetzen konnte. Hierzu haben wir kaum noch erhältliche Original-Transistoren in TO-3-Gehäusen (2SA747 und 2SC1116) eingebaut, die wir glücklicherweise noch aus alten Lagerbeständen hatten. Ebenso wurden sehr viele Elkos erneuert (hauptsächlich propylaktisch) und auch die gefürchteten 2- und 3-fach Dioden (z.B. VD1221) wurden gegen zwei oder drei in Reihe geschaltete 1N4148 ersetzt. Zusätzlich war auch noch der große 20W-Widerstand der Softstarteinrichtung verbrannt und musste ersetzt werden. Ein allgemeines Problem vieler Geräte aus dieser Zeit ist der damsls häufig und reichlich verwendete Klebstoff, der größere Bauteile auf den Platinen fixieren sollten. Dieser Kleber wird im Lauf der Jahrzehnte aggressiv und nagt an Drähten und Bauteilen. Man muss ihn möglichst vollständig entfernen. Ebenso wurden die Relais erneuert, der Tuner neu abgeglichen und Ruhestrom sowie Offset der Endstufen justiert. Auch eine komplette Innen- und Aussenreinigung gehört natürlich zur Restaurierung der Geräte.

 

Der G-22000 hat eine hübsche Folie eines tropischen Rosewood-Furniers und besitzt wirklich umfassende Anschlussmöglichkeiten. Zwei mal Phono, zwei mal Tape, Aux und Mikrofon sind anschließbar, darüber hinaus sind Vor- und Endverstärker auftrennbar. Auch einen Quadrofonieadapter konnte man anschließen und zwei Lautsprecherpaare auf der Ausgangsseite. Die Skala ist riesig, wodurch sich die Sender äußerst bequem und genau einstellen lassen. Die Endstufe hat einen Frequenzgang von 0 bis 300.000 Hz, wobei der Receiver über alles gemessen, nur eine Abweichung von 0,2dB zwischen 20 und 20.000 Hz aufweist. Die Leistungsbandbreite liegt bei 2 mal 220W an 8 Ohm über die ganze Frequenzbreite gemessen. Alles durchaus respektable Werte, auch heute noch.

 

Die gewaltige Tiefe von knapp 56cm erlaubt kaum eine Unterbringung in üblichen Regalen oder Schrankwänden. Daher sind die beiden Gehäuse trennbar und lassen sich an unterschiedlichen Orten aufstellen. Dann passt ein solcher Monsterreceiver auch in jedes Regal. Es sollte allerdings stabil sein, denn allein die Endstufen-Abteilung wiegt 27 kg.

 

Liebhaber zahlen heute für einen G-22000 oder gar G-33000 wirklich utopische Preise, hauptsächlich wohl, weil Sie einerseits zeigen, wozu die Hersteller technisch damals in der Lage waren und andererseits, weil sie so selten angeboten werden. Eine gute Geldanlage also, wie es scheint.