Sony hatte sich bereits ab Mitte der 1960er Jahre als eine der ersten japanischen Hersteller in Deutschland etabliert. Auch Hifi-Geräte bot man an, ab 1969 gehörten der Vorverstärker TA-2000 und
die Endstufe TA-3200 zur absoluten Weltspitze und werden noch heute von Sammlern und Liebehabern sehr geschätzt. Bis 1974 gab es keine Nachfolger im Programm, erst dann entwickelte man
Nachfolgemodelle, behielt aber die Nachfolger noch weiter im Programm.
Der Vorverstärker TAE-8450 war eine kleine Sensation, einerseits wegen der neuartigen und aufsehenerregenden Anzeiginstrumente, andererseits auch wegen der gleichbleibenden Spitzenqualität dieser
Modelle. Ebenso war die Ausstattung überragend. Auch wenn es den Begriff seinerzeit noch nicht gab: es handelt sich um lupenreines high-End-HiFi!
Dieser Vorverstärker, der heute fertig wurde, war als ebay-Auktion erworben – und der Besitzer hatte ihn direkt vom ebay-Verkäufer zu uns zur Überholung bzw. Restauration gesandt. Als erstes
musste ich feststellen, dass der Knopf vom Balance-Poti extrem schwergängig war und zudem “eierte”, also nicht zentrisch drehte. Nach Abziehen des Knopfes, was wirklich sehr schwer ging, bot sich
dann folgendes Bild:
Die Achse des Balancepotis war abgebrochen. Dies hatte der Vorbesitzer mit einer Schraube und einem Loch, welches er zuvor in die Stummelachse des Potis gebohrt hatte, versucht zu “reparieren”.
Das Ganze wurde dick mit Pattex zugeschmiert und dann geht das schon – wie oft dreht man schon am Balance-Poti?
So schaute das Ganze aus, nachdem ich das Poti ausgebaut hatte.
Glücklicherweise fand ich ein passendes Poti als Ersatz, welches den Platz des abgebrochenen einnehmen konnte. Es hat zwar 250kOhm, statt der originalen 100kOhm – aber es funktioniert ganz
genau so gut. Beispielhaft ist die Servicefreundlichkeit dieses Modells, denn nahezu alle Platinen lassen sich recht einfach herausnehmen, um sie dann zu bearbeiten – ganz hervorragend!
So sahen die Schalter aus (rechts) und wurden gründlich gereinigt und versiegelt (links).
Die Platinen sind nicht nur mittels Montageblechen nur an wenigen Schrauben an der Werkplatte befestigt, sondern auch mit sehr soliden Steckverbindern ausgestattet. Es wurden sehr viele Elkos
erneuert.
Durch das Herausnehmen kommt man wunderbar an alles heran.
Nach und nach wurden Schalter und Potis gereinigt.
Die Kabelbäume, die die ganzen Platinen miteinander verbinden sind sehr ordentlich gebunden, sogar noch mit Wachsgarn.
Auch die Platine hinten in der Rückwand ist herausnehmbar.
Von unten kann man erkennen, mit welcher Sorgfalt und Liebe zum Detail dieses Gerät hergestellt wurde.
Aber auch von aussen ist der TAE-8450 eine Augenweide, die Holzseitenteile tragen durchaus dazu bei.
Die Front wird natürlich von dem damals neu- und einzig-artigen Anzeigeinstrumenten dominiert.
Der Clou an diesen Instrumenten war, das man auf die üblichen Zeiger verzichtete und statt dessen einen winzigen Spiegel auf die flach liegenden Drehspulinstrumente setzte. Das Licht wurde von
den Spiegeln durch eine Linse und einen Schlitz auf die Front projeziert. Die beiden senkrechten Lichtbalken im Bild können in sehr kurzer Zeit die gesamte Bahn von knapp 100mm Länge durcheilen.
Das sieht wirklich spektakulär aus. Ähnliche Instrumente gab es viele Jahre später auch in einem Tapedeck der Marke Alpine.
Auch die Power-Lampe im Netzschalter wurde erneuert, denn die war längst durchgebrannt.
Die vielen Knöpfe an der Front verwirren ein wenig, man kann hier kanalweise Bässe und Höhen einstellen, kann manchmal ganz hilfreich sein (wenn z.B. eine Box in der Ecke des Raumes platziert
werden muss).
Bei der Gestaltung der Knöpfe ging man ebenfalls neue Wege bei Sony. Die schon charakteristischen Riffel-Drehknöpfe und die zylindrischen Knippschalter-Knöpfe waren nun passé. Die Ausstattung und
die Anschlussmöglichkeiten sind überaus vielfältig.
Zweimal Phono, zweimal Tape und dreimal AUX, zusätzlich noch MIC und Tuner – das ist schon mal eine Ansage.
Die Menge der Cinchbuchsen auf der Rückseite erstaunte dann damsl doch die meisten, verglichen mit einem modernen Dolby-Surround-Receiver ist das allerdings richtig übersichtlich.
Links erkennt man sogar noch einen Eingangsimpedanzumschalter für Phono 2 sowie zwei Empfindlichkeitsumschalter für beide Phonoeingänge – allerdings noch keine Möglichkeit für MC-Systeme, das war
noch nicht üblich.
Ganz vorbildlich können alle Hochpegeleingänge mit diesen Potis so eingestellt werden, dass man keinen Pegelsprung zu Phono mehr hat. Vorbildlich!
Alles in allem ein Spitzengerät, welches auch heute noch völlig überzeugt und so solide gebaut ist, dass man damit sicherlich auch noch in 50 Jahren hervorragend Musik genießen kann. Glücklich
darf sich nennen, wer so ein Gerät besitzt.