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Sony TAN-8250



Diese Endstufe läuft im Gespann mit dem Vorverstärker TAE-8450, den ich hier in der vorigen Woche vorgestellt habe. Die TAN-8250 ist die Endstufe, die zeitgleich mit der bekannteren TAN-8550 erschien, letztere allerdings mit V-FET-Endstufe. Die beiden sind, mit Ausnahme des Leistungsbegrenzers, optisch völlig identisch. Die 8250 ist jedoch mit herkömmlichen bipolaren Transistoren bestückt, dafür ist sie deutlich leistungsstärker. In Deutschland wurde die TAN-8250 jedoch nicht angeboten, man beschränkte sich auf die V-FET-Modelle. Zudem waren 1974 noch immer stattliche Bestände der TA-3200F am Lager in Köln. Dieses Exemplar stammt offensichtlich aus einem Military-Shop, denn es ist auf verschiedenste Spannungen umstellbar. Eine Besonderheit gegenüber anderen Endstufen stellen einerseits die klare Unterteilung zwischen Class-A Vorstufe und Class-B Treiber- und Endstufe, andererseits das aufwändige, mit Thyristoren geregelte Netzteil dar. Sie leistet nach konservativer SONY-Werksangabe 2 mal 150 Watt sinus an 8 Ohm, wurde in Testzeitschriften jedoch mit über 2 mal 250 Watt an 4 Ohm gemessen. Auch konnte sie zum Monoblock mit 500 Watt Sinusleistung geschaltet werden – für 1974 war das Weltspitze. Sie wiegt 23,3 kg und hat hübsche Holzwangen in Nussbaum.

Auch innen sind starke Ähnlichkeiten mit der TAN-8550 nicht zu leugnen, die typischen Kamin-Kühlkörper findet man dort ebenso. Zudem ist die gleiche Servicefreundlichkeit zu finden, da Front und Rückwand abklappbar sind und dadurch hervorragend zugänglich.
Leider waren diese Klemmen nicht mehr benutzbar, denn kein Kabel wurde mehr festgehalten, dies kommt bei dieser Sorte Klemmen leider häufiger vor. Wir haben daher solche Klemmen angebaut, da diese sehr gut passten. Die ursprünglich angedachten Polklemmen passen in die kleinen Ausschnitte leider nicht hinein.
Nach Umbau der Klemmen und deren Verdrahtung, sah das von innen dann so aus:
Auch die Endstufen sind nach Lösen von nur zwei Schrauben und einigen Steckverbindern komplett herausnehmbar – so macht das Arbeiten Freude. Hier wurden etliche Elkos, die berüchtigten Doppeldioden erneuert und alles nachgelötet.
Der Kamin zur Ableitung der Wärme wird von oben einfach aufgesteckt und dann von den Befestigungsschrauben gehalten.
Die Endtransistoren (2SB520 und 2SD340) sind unten am Kühlkörper befestigt, sieht auch genau so aus wie bei der TAN-8550.
Hier sieht man die Netzteilsteuerung links vor dem Trafo, vorne die Class-A-Vorstufe, die Bedienelemente und das große Anzeigeinstrument. Rechts hinten die beiden Class-B-Endstufenblöcke.
Leider gab es bereits heftige Vorarbeiten von anderer Seite an diesem Exemplar, was sich darin äußerte, dass die Mutingschaltung nicht funktionierte und sich die Spannung auf dem Class-A-Board nicht korrekt einstellen ließ. Die Platine sah so aus, als hätte sich der Reparateur keine besondere Mühe gegeben:
Also wir machen stets sauber, wenn wir irgendwo gelötet haben. Gehört irgendwie dazu.
Es fanden sich nicht nur alternative Ersatzthyristoren im Netzteil, sondern auch jede Menge Ersatztransistoren auf dem Class-A-Board. Um dies sorgfältig zu reparieren, braucht man Zeit und Ruhe – und aufwändige Reparatur ist nicht unser Betätigungsfeld. Wir restaurieren mehr.
Alle eckigen Transistoren im TO-126-Gehäuse gehören da nicht hin, Sony hatte seinerzeit eigene Halbleiter. Den Fehler hatte der Vorreparateur jedoch nicht gefunden, die Endstufe ist jedoch uneingeschränkt nutzbar, eine Leistungsmessung habe ich mir jedoch besser verkniffen, da es im Service-Manual bei der Einstellung der Spannung auf dem Class-A-Board den eigens angebrachten Hinweis gab: “Note: If this adjustment has not been made correctly, enough output will not be obtained.” Statt auf die erforderlichen 65V, lässt sich dort die Spannung lediglich zwischen 30 und 50 Volt einstellen.
Hier beim Reinigen des Lautsprecherwahlschalters. Als Besonderheit bietet die TAN-8250 einen dritten Anschluss, namens DIRECT, der eben diesen Schalter umgeht und die Endstufenausgänge direkt mit den Klemmen verbindet.
Von aussen ist das fast ein Zwilling der TAN-8550, wie gesagt, lediglich der Leistungsbegrenzer ist bei der V-FET nicht vorhanden.
Die Front wird von diesen fantastischen Anzeigeinstrumenten mit drehbaren Spiegeln dominiert. Die sehen immer wieder absolut gut aus.
Die Leuchtstärke der beiden “Zeiger” lässt sich mit einer Stellschraube exakt auf den Leuchtfaden der Pilotlampe einstellen, indem diese in der Höhe um einige Millimeter verschoben werden kann. Genial!
Das ist der Leistungsbegrenzer, damals hatte noch viele Käufer Angst um Ihre Lautsprecherboxen, falls diese nicht der Leistung dieser potenten Endstufe gewachsen waren. Mittlerweile dürfte allgemein bekannt sein, dass nicht zu hohe Leistung die Lautsprecher beschädigt, sondern zu hoher Klirr, hervorgerufen durch “Clipping” – also unterm Strich: durch zu wenig Leistung!
Man kann zwei unterschiedliche Eingänge wählen.
Auch der Pegel kann an der Front eingestellt werden.
Hinten findet man zwei Cinchbuchsenpaare, mit der wählbaren “TEST”-Stellung der darüber befindlichen Schalter. Die Stellung TEST bedeutet jedoch nur die Ausklammerung des Koppelkondensators im Eingang, der nötigenfalls schädliche Gleichspannung von der Endstufe fernhalten soll. Besser ist es daher, diese Schalter in Stellung NORMAL zu belassen, denn die TAN-8250 ist komplett gleichspannungsgekoppelt, das heißt sie kann Gleichspannung verstärken – das tötet jedoch die Lautsprecher umgehend.
Die ausgetauschten Klemmen sind zwar nicht so genanntes High-End, passen sich jedoch optisch hervorragend an das Gesamtbild an. Alles ist, wie bei uns üblich, vollständig rückbaubar. Es wurde nichts beschädigt.
Wie potent diese Endstufe letztlich ist, lässt sich am Typenschild erahnen, kann sie doch bis zu 1.600 Watt aus dem Netz aufnehmen!

Hier stehen die beiden, Vorverstärker TAE-8450 und Endstufe TAN-8250 übereinander (eigentlich falsch herum, denn die Endstufe sollte stets nach oben, ging aber nicht anders, wegen der enormen Tiefe der Endstufe). Hier können die beiden beim Abholen Probe gehört werden.