Den Akai AM-U61 habe ich früher schon einmal vorgestellt.
Dieses Exemplar hat allerdings eine ganz andere Geschichte hinter sich, die hier Anlass zum Erzählen gab. Ein wirklich renommierter Betrieb in Norddeutschland hatte dieses Gerät in Arbeit, was
mich schon erstaunt hatte, denn dass man dort “so kleine” Geräte bearbeitet, war mir bisher nicht bekannt. Ursache für die Bearbeitung war, dass der Verstärker keinen Ton mehr von sich gab. Dafür
war einer der beiden Endstufen-ICs verantwortlich, das defekt war und daher Gleichspannung an den Lautsprecherausgang lieferte, was unweigerlich dazu führt, dass die Schutzschaltung das Relais
nicht betätigt – und man so keinen Ton mehr hört. Die Werkstatt aus Norddeutschland tauschte daraufhin nicht nur das eine, defekte IC aus – sondern gleich beide. Zusätzlich wurde noch das
Lautsprecherrelais erneuert, da das alte wohl verschlissen war. Soweit so gut, in der Werkstatt lief das Gerät zwei Stunden zur Probe – bei “normaler” Zimmerlautstärke. Anschließend wurde das
Gerät zum Kunden in Bayern zurückversandt. Dort angekommen funktionierte der AKAI Verstärker noch 20 Minuten, um an der ersten lauteren Stelle der Musik erneut seinen Dienst zu quittieren –
sprich: er gab keinen Ton von sich. Für eine Reparatur von über 200 Euro kein befriedigendes Ergebnis. Also wieder zurück zur Werkstatt geschickt und nun wurde dort festgestellt, dass die frisch
eingebauten Endstufen-ICs wieder defekt waren. Der erste Verdacht, die Lautsprecher seien der Grund dafür, konnte der Besitzer des Verstärkers zerstreuen, da er noch einen weiteren AM-U61 besitzt
und der läuft nach wie vor zuverlässig mit eben diesen Boxen. Daraufhin strich die renommierte Werkstatt aus Norddeutschland die Segel und empfahl die Weiterleitung zu uns, verbunden mit der
gleichzeitigen Aussage, künftig keine AKAI-Geräte mehr anzufassen. Man bot ihm die Rückzahlung der Hälfte des gezahlten Reparaturpreises an, des Weiteren sandte diese Werkstatt den Verstärker
tasächlich direkt zu uns weiter, nachdem der Besitzer sich mit dieser Regelung einverstanden erklärt hatte.
Bei uns angekommen, wollten wir natürlich heraus bekommen, worin die Ursache für den erneuten Defekt lag. Zunächst: es waren beide neu eingebauten Endstufen-ICs defekt, nicht nur eines. Nach
Einbau zwei neuer ICs spielte der Verstärker sofort wieder problemlos. Was also war der Grund dafür, dass er zuvor nur sehr kurz funktionierte?
Wir haben hier mal je eines der verwendeten ICs auf den Tisch gelegt und fotografiert. Man kann die Unterschiede auch deutlich sehen. Links das Fake-IC, rechts das “richtige” (auch nur ein
Nachbau, aber ein gut funktionierender). Die Anschlussdrähte sind wesentlich breiter, die Bedruckung ist links nachlässiger (nicht bündig). Es fehlt links die Margenbezeichnung.
Von oben erkennt man auch den schwächeren Druck, was jedoch nichts bedeuten muss.
Schaut man unten an den Anschlüssen in das Innere der ICs wird es jedoch deutlicher, bei den Fakes gibt es keine Vergussmasse!
Bei den “guten” Nachbauten ist die Substratplatte sorgfältig vergossen.
Auch die Bestempelung der Rückseiten unterscheidet sich deutlich, was immer sich hinter dieser Codierung verbirgt.
Hier sind die beiden ICs bereits wieder eingebaut, wir hatten vorsichtshalber drei solcher ICs geordert, falls noch ein zusätzlicher Fehler im Gerät steckt und eines der ICs auch bei uns kaputt
gehen sollte. Das orangefarbige Relais ist das in Norddeutschland erneuerte.
Zusätzlich haben wir, um Defekte in der Zukunft möglichst auszuschließen auch noch das Relais im Vorverstärker (welches ebenfalls verschlissen war), zwei als häufige Ursache für Defekte bekannte
Doppeldioden (VD1221) und einige Elkos erneuert. Zudem wurde die Platine sorgfältig nachgelötet und anschließend gereinigt.
Danach wurde der Verstärker getestet, in diesem Fall besser gesagt: gequält. Er musste im Phonobetrieb mit voll aufgedrehten Bass- und Höhensteller, sowie gedrückter Loudness-Taste mit höherer
Lautstärke an Lautsprechern mit normalem Musikprogramm spielen – zwei Stunden lang. Dann ausgeschaltet und am nächsten Tag wieder eingeschaltet, nochmal dasselbe, diesmal für vier Stunden.
Danach gab es noch einen üblichen DIN-Sinustest. Also an 4-Ohm-Lastwiderstände angeschlossen, einen 1kHz Sinuston eingespeist und so weit aufgedreht, bis der Klirr anfängt anzusteigen. Dann 10
Minuten so “braten” lassen. Die hier verwendete Heat-Pipe (eine Kühlvorrichtung mit Ammoniak gefüllt, wodurch der Kühlkörper sehr viel kleiner ausfallen darf) begann bereits nach etwa 30 Sekunden
an, laut zu gurgeln. Das hört man üblicherweise nicht, da der Lärm dies völlig überdeckt. Beim Anschluss an Lastwiderstände bleibt es allerdings vollkommen ruhig im Raum, dann kann man das
Gurgeln hören. Durch die Hitzeentfaltung erwärmt sich die Ammonikialösung in dem geschlossenen Rohr und leitet die Wärme an den Blechen ab, funktioniert im Kühlschrank ganz ähnlich, dort gibt es
aber einen Kompressor-Motor zur Beschleunigung dieses Vorganges.
Das ist der Phonovorverstärker des AM-U61.
Dies das Netzteil.
Hier nochmals im Ganzen – der Verstärker überstand auch diesen Test ohne Fehl und Tadel. Die von uns eingebauten Hybrid-ICs sind also wohl deutlich besser in der Qualität.
So schaut der Verstärker von aussen aus.
Hier die Front mit blauen und grünen Leuchten und geschlossener Klappe.
Der indirekt blau beleuchtete Netzschalter ist eine Spezialität dieser Serie – immer wieder sehr hübsch anzusehen.
Hinter der Klappe finden sich seltener benutzte Potis und Schalter.
Auch eine Überspeilmöglichkeit für zwei Tape-Decks findet man hier, für einen Reel-Tape und Kassettendeck-Hersteller eher Pflicht.
Hinten gibt es die üblichen Anschlüsse.
Das Resumé dieser Geschichte: rare und gesuchte elektronische Bauteile kann man allerorten oft verdächtig billig kaufen – die Qualität dieser Bauteile ist jedoch häufig mehr als fragwürdig. Wir
kaufen daher Bauteile nur aus zuverlässigen Quellen. Aus uns unbekannten Quellen kaufen wir zunächst nur kleine Mengen und testen diese ausgiebig. Momentan sind etliche Leistungstransistoren aus
China zu uns unterwegs, die alle original von Toshiba oder Sanken hergestellt sein sollen, obwohl selbige dort schon seit vielen Jahren abgekündigt sind. Wenn sich diese als zuverlässig erweisen
und unsere Tests bestehen sollten, können wir diese in größeren Stückzahlen bestellen und sie hier für bezahlbare Preise anbieten.