Diese Frage hören wir häufig von unseren Kunden: “Wenn ich Ihnen mein Gerät zur kompletten Überholung bzw. Restauration gebe – was machen Sie denn eigentlich daran?” Um das zu beantworten ,
müsste man genau wissen, um welche Gerätegattung (also Tuner, Verstärker oder Receiver) es sich handelt, und welche Defekte daran auftreten. Es sind altersbedingt sehr häufig immer wieder die
gleichen Erscheinungen. Am Beispiel dieses Yamaha-Verstärkers A-960II von 1982 können wir das aber mal ganz gut demonstrieren. Er wurde mit der Bemängelung abgegeben, dass er nur auf einem Kanal
spielt und dass er mal komplett durchgeschaut werden sollte. Also frisch ans Werk:
Nach dem Abnehmen des Deckels sehen die Geräte meist so aus, da muss man also erst mal den Staub der letzten 37 Jahre beseitigen. Wir erledigen das mit Pressluft und einem Staubsauger –
gleichzeitig! So sieht das doch schon viel besser aus. Dass der A-960 nur auf einem Kanal spielt, ist ein häufiger vorkommendes Symptom. Die Balance-Schiebepotentiometer haben häufiger mal eine
Unterbrechung – dann spielt halt ein Kanal nicht mehr, manchmal sogar alle beide nicht. Zuvor wird das gesamte Gerät jedoch erstmal getestet, um festzustellen, welche Defekte tatsächlich
vorhanden sind. Um an das Balance-Poti heran zu kommen, müssen die Bodenplatte und die Frontplatte entfernt werden. Das Poti ist mit zwei Schräubchen an der Frontplatte befestigt und kann dann
mitsamt seiner Platine nach unten heraus genommen werden. Aus dieser wird es dann ausgelötet und liegt nun zur weiteren Bearbeitung auf dem Tisch. Dies ist die Stelle, an der “normale”
Radio-Fernseh-Werkstätten sagen: “Das kann man nicht reparieren, da der Hersteller das Ersatzteil nicht mehr liefern kann!” Damit ist das Potentiometer gemeint. Richtig, das gibt es nicht mehr.
Aber: man kann das durchaus reparieren. Wie, das zeigen wir jetzt. Erster Schritt, man baut es (vorsichtig!) auseinander. Oben im Bild liegen bereits alle Einzelteile nebeneinander. Die kleine
Feder und die danebenliegende Kugel sorgen für die Raste in der Mittelstelung, dafür gibt es im Käfig (oben in der Mitte des Fotos) eine kleine Aussparung. Der Schleiferblock in der Mitte ist die
Fehlerursache. Die beiden Schleifer sind thermoplastisch an dem Kunststoffblock angebracht. Der Kunststoff versprödet im Lauf der Jahrzehnte und dann hält der Schleifer nicht mehr und daher fällt
ein Kanal aus. Man kann im Bild oben erkennen, dass der linke Schleifer so stark herab hängt, dass er die Kontaktbahn nicht mehr berührt. Der rechte sitzt noch korrekt. Hier wurden beide
Schleifer entfernt und der Untergrund gereinigt (muss fettfrei sein!) . Danach werden die gerichteten Schleifer (das ist Feinarbeit mit Zange und Pinzette) an die richtige Stelle gesetzt und mit
Sekundenkleber benetzt. Anschließend gibt es eine Dusche mit Aktivator, der den Kleber auf der Stelle erhärten lässt. Die Schleifer sitzen dann bombenfest. Das Unterteil des Potis wird natürlich
auch überarbeitet. Hier kann man die Schleifer-Kohlebahnen aussen erkennen. In der Mitte sitzen die Rückführschleiferbahnen, werden diese beiden Bahnen miteinander verbunden – kann man Musik
hören. Die Rückführbahnen werden mit Metallpolitur gereinigt und poliert, ebenso die Schleifer, die wir vorher (weiter oben gezeigt) neu am Block verklebt haben. Die blitzeblanke Oberfläche der
Schleiferbahn wird nun mit speziellem Fett versiegelt, einerseits, damit der Schleifer schön sanft darüber hinweg gleitet und andererseits, um zu verhindern, dass sich dort wieder Korrosion
bildet. Hier ist das komplett überholte und reparierte Poti wieder an seinem angestammten Platz eingebaut. Beide Kanäle spielen wieder klar und sauber. Auch die insgesamt vier über Bowdenzüge
betätigten Schalter benötigten unsere Zuwendung. Auch diese gibt es schon lange nicht mehr als Ersatzteil, weswegen man dann an die Schaltkontakte selbst heran muss. Auch hier wird jeder Schalter
ausgelötet, dann zerlegt, gereinigt, poliert, mit Fett versiegelt und dann wieder zusammenmontiert und eingelötet. Oben im Bild ist deutlich zu sehen, dass die Kontaktflächen bereits stark
oxidiert sind. Auch hier kommt Metallpolitur zum Einsatz, die Kontaktreiter (oben rechts im Bild) werden mit Kontaktstreifen gereinigt. Die abgeriebenen Oxidationsspuren sind deutlich auf dem
Streifen zu sehen. Die Schalter werden nachher alle wieder sorgfältig eingelötet, weiterhin werden auf den Platinen Klebstoffreste entfernt, alternde Elkos erneuert und alle kalten Lötstellen
beseitigt. Am Ende werden die Platinen von sämtlichen Lötresten gereinigt. Nun können alle Platinen wieder montiert werden. Selbstverständlich wurden bei dieser Gelegenheit auch die Cinchbuchsen
gereinigt und poliert. Die Bowdenzüge werden auf korrekten Sitz und vollständige Funktion geprüft – sie reißen sonst gerne ab. Nachdem dies alles erledigt ist, werden noch Ruhestrom und Offset
der Endstufen eingestellt, beim A-960II gibt es jedoch keine Offset-Einstellung. Die abgenommene Front konnte gründlichst gereinigt werden, dafür zerlegen wir auch die durchleuchteten Schalter in
der Front, damit das Licht wieder besser durchscheint, denn im Inneren der Betätigungsmechanik sammelt sich gerne Schmutz und Staub an. Auch die Bodenplatte und das Gehäuse werden gründlich
gereinigt. Die abgenommenen Knöpfe baden derweil in einem beheizten Ultraschallbad. So wird alles wieder richtig schön sauber. Die Front präsentiert sich nun wieder beinahe wie neu. Ebenso werden
die Klinkenbuchse für Kopfhörer oder Mikrofone innen gereinigt. Wo nötig, werden natürlich auch die Lämpchen erneuert. Bei den Yamaha A-960(II) müssen zudem sehr häufig die Main-Direct-Schalter
erneuert werden, da diese oft nicht mehr einrasten wollen. Zum Glück verfügen wir da noch über Bestände. Die Knebelknöpfe müssen wieder in exakt der richtigen Position montiert werden, ebenso der
Lautstärke-Knopf. Auch die Rückseite wird gründlich gereinigt und mit einem Mikrofasertuch poliert. Auch das Netzkabel wird bei uns gründlich gereinigt. Es soll ja wieder Spaß machen, das
restaurierte Gerät in Betrieb zu nehmen.
Ein abschließender, umfangreicher Test mit Musiksignalen (wie zu Hause) schließt die Bearbeitung ab. Dann wird das Gerät für den Heimweg sorgfältig verpackt und kann dem stolzen Besitzer
übergeben oder zugesandt werden. Meist kann man nur ein Gerät am Tag schaffen.