Über die Marke A&E ist auch im Netz kaum etwas herauszufinden, lediglich, dass die Firma Osawa in München seinerzeit den Vertrieb für Deutschland innehatte. Es gab in Deutschland mindestens zwei Endstufen und zwei Vorverstärker in der Zeit um 1977. Dort gab es den Vorverstärker SCA-2000 (2.598,- DM) und die Phonovorstufe mit mannigfaltigen Einstellmöglichkeiten E-2000 (kostete sagenhafte 4.498,- DM). Dazu zwei Endstufen, die kleinere DCA-120 (2.098,- DM) und die große DCA-400 (5.998,- DM). Das waren wirklich saftige Preise. Auch die Optik verriet, dass die Firma A&E versuchte in der seit 1973 neu geschaffenen Liga von Accuphase mitzuspielen. Leider ist diese Marke einfach von der Bildfläche verschwunden – wer nähere Informationen besitzt – immer her damit, ich freue mich über jeden Kommentar! Die Angaben hier stammen aus dem Testjahrbuch 1977/78 der Zeitschrift “FonoForum”, das mir zufällig gerade gestern in die Hände fiel, wenn auch nur leihweise.
Die kleinere Endstufe DCA-120 hatte ich also nun auf dem Tisch und möchte sie hier gerne vorstellen.
Dies ist ein Blick auf die Hauptplatine, der Besitzer wollte unbedingt alle Elkos ausgetauscht haben, weil er befürchtete, dass diese nach rund 40 Jahren nicht mehr zuverlässig arbeiten würden. Aus Erfahrung kann ich dazu sagen, dass die allermeisten Elkos auch nach dieser Zeit noch absolut zuverlässig arbeiten und überwiegend gute Werte haben, wenn diese nachgemessen werden. Gefährdet sind tatsächlich die Elkos, die eine sehr geringe zulässige Spannung vertragen, genauer jene unter 16 Volt. Diese wechseln wir routinemäßig immer aus, Elkos mit höherer Spannung nur dann, wenn diese defekt sind. Hier wurden nun wunschgemäß einfach alle erneuert.
Die nominal 2 mal 60 Watt starke Endstufe ist mit NEC-TO3-Transistoren bestückt, die immerhin eine Transitfrequenz von 9 MHz vorzuweisen haben. Sie sorgen für eine nominelle Ausgangsleistung von 2 mal 60 Watt sinus an 8 Ohm. Im Test von FonoForum erreichte die Endstufe sogar 2 x 69 Watt sinus an 8 Ohm, an 4 Ohm jedoch nur 2 x 20 Watt. Man sollte die DCA-120 also nur mit 8-Ohm-Boxen betreiben.
Einzig die großen Siebelkos durften an Ort und Stelle bleiben, sie hatten noch ausreichend Kapazität (97%) und einen noch ausreichenden ESR. Wir hätten auch Schwierigkeiten bekommen, passende Elkos zu finden, denn die haben recht abartige Abmessungen.
Hier nun die neu bestückte Hauptplatine, deren Qualität auf der Lötseite mir nicht so recht gefallen will. Schwache, nur verzinnte und ohne Lötstopplack versehene, Leiterzüge, die sich überdies sehr schnell von der Platine ablösen.
Das Lautsprecherrelais wurde natürlich auch erneuert. Vorbildlich: alle Verbindungen sind gesteckt, so dass man recht einfach überall heran kommt.
Großer Kritikpunkt ist der Hauptgleichrichter, der aus vier einzelnen Dioden besteht, die einfach so im Freien an den Siebelkos verdrahtet sind. Hier entsteht bei geringer mechanischer Belastung leicht ein Kurzschluss.
Großer Kritikpunkt ist der Hauptgleichrichter, der aus vier einzelnen Dioden besteht, die einfach so im Freien an den Siebelkos verdrahtet sind. Hier entsteht bei geringer mechanischer Belastung leicht ein Kurzschluss.
Hier noch der Gesamtüberblick des offenen Gerätes: links der Netztransformator, komplett in ein Blechgehäuse eingesperrt, darunter die beiden Siebelkos. Rechts daneben die beiden Endstufen-Kühlkörper mit der Treiberplatine dazwischen. Hinten die Eingangsbuchsen-Platine (rechts) und links daneben die Lautsprecherausgangs-Platine mit Schutzschaltung und Relais.
Das ist die recht flache (80 mm) Endstufe von außen. Schlicht und einfach, aber mit sehr dicker (6 mm) Frontplatte.
Die Front trägt nur vier Elemente: Netzschalter, Anzeige-LED und die beiden Potis.
Unten ist der vollständige Firmenname zu lesen – wer weiß mehr über diese Marke? Bitte einen Kommentar hinterlassen.
Die beiden massiven Knöpfe (sehr schwer!).
Hinten gibt es tatsächlich neben den Cinchbuchsen, die mit denen von Accuphase identisch sind, noch BNC-Buchsen für die Eingänge. Die Kanäle heißen hier nicht rechts und links, sondern 1 und 2.
Ich kenne kein anderes Hifi-Gerät mit BNC-Buchsen.
Die Bananenbuchsen wollte der Besitzer auch ausgetauscht haben, da die Querlöcher nur bis 1,5mm² langten.
Nun passen da auch 4 mm²-Kabel hinein.
Insgesamt macht diese Endstufe, trotz der kleineren Vearbeitungsmängel, einen recht hochwertigen Eindruck. Auch klanglich konnte sie durchaus überzeugen.
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Anders Filipsson (Samstag, 24 Februar 2024 20:52)
Hallo Herr Kahn,
Ich kannte jemanden seinerzeit der bei Osawa tätig war.
A&E Technical Research war eine Firma die für die Herstellung von hochwertigen Messgeräten, und in verschiedene Bereichen tätig war. Daher die BNC Anschlüsse. Ich habe soeben die kleine Kombi nach 30 Jahren das erste Mal wieder eingeschaltet und stelle fest, das diese einwandfrei funktioniert, selbst die Potis und Schalter kratzen nicht. Klanglich auch macht die Kombi richtig Spaß. Echte Qualität eben.
Viele Grüße Anders Filipsson