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Nikko 8085

Die Marke Nikko ist in der Hifi-Welt an sich bekannt, jedoch weiß kaum jemand etwas Näheres über diesen Hersteller. Geräte tauchen nicht so häufig auf, wie die anderer, größerer Hersteller – jedoch verdient diese Marke es durchaus einmal näher betrachtet zu werden.

Die Nikko Electric Works wurde 1948 als Hersteller von elektrischen Komponenten und Kommunikationsanlagen gegründet und ist bis heute in diesem Marksegment noch tätig. Der Schwiegersohn des Firmengründers war ein Hifi-Enthusiast und konnte seinen Schwiegervater überreden, hochwertige Hifi-Anlagen zu entwickeln und diese dann zu verkaufen. Leider war das verkäuferische Geschick des Schwiegersohnes nicht annähernd so gut wie das technische, weshalb die Geräte zwar sehr gut waren, jedoch mit dem mageren Verkauf kaum Einnahmen zu verzeichnen waren. Man sah das Fortbestehen der Audio-Abteilung darin, sehr viel billigere Geräte anzubieten, um daurch kommerzielle Erfolge zu erreichen. So haftet der Marke Nikko häufig noch immer der Ruf an, nur Billigware produziert zu haben. Beispielsweise verkaufte die Firma Neckermann in seinem Versandkatalog einige Nikko Geräte. Man baute Hifi noch bis Anfang der 1990er Jahre mit mittlerem Erfolg. Ab Ende der 1970er Jahre kamen dann auch wieder die hochpreisigen Geräte ins Programm, denen man dann Bezeichnungen nach dem griechischen Alphabeth gab: Alfa-, Beta- und Gamma-Serie. Vor- und Endverstärker in beeindruckender Qualität, aber heute allgemein recht unbekannt. Mitte der 1990er Jahre sah es dann finanziell schlecht aus – es war die so genannte zweite Dollarkrise (der Dollar war so schwach, dass man in Japan kaum noch Einnahmen hatte, da alle internationalen Geschäfte auf Dollarbasis abgewickelt wurden). Der Chefmanager wollte daher die Audio-Abteilung einfach dicht machen und die Leute entlassen (bis dahin in Japan undenkbar), wogegen sich die bedrohte Belegschaft mit Ihren zuvor als Boni erhaltenen Aktien wehrte und damit mehr als 10% der Aktien besaß und ein Veto einlegten. Dadurch geriet die Firma Nikko unter Insolvenzbedrohung, obwohl es der Gesamtfirma ja gut ging, nur der ausgelagerten Hifi-Abteilung nicht. Es kam jedoch nur eine Verzögerung dabei heraus – die Hifi-Abteilung von Nikko verschwand, der Konzern blieb. Die Hifi-Abteilung wurde in die USA verkauft und dort noch weitergeführt, allerdings stellte man nichts her, sondern vertrieb lediglich Fernseher, Videorecorder und kleinere Kompaktanlagen unter diesem Namen. Später dann auch elektrisches Spielzeug – hat aber mit dem Hersteller in Japan absolut nichts zu tun.

1971 erschien die Hifi-Marke auch in Deutschland, der Vertrieb wurde durch Hans Schäfer (HANSA) erledigt, durch das altbackene Design der seinerzeit angebotenen Geräte blieb ein wirklicher Erfolg aus. Einige Jahre später übernahm den Vertrieb der erfolgreiche Importeur Transonic Intermarket in Hamburg, der schon Marken wie Denon, B&O, Rotel, Nakamichi und Strato vertrieb. Da lief der Verkauf schon besser, da Transonic in der Hifi-Branche recht gut vernetzt war. Um 1978 herum gründete Nikko eine eigene Niederlassung in Hamburg, die ASTI-Nikko Vertriebsgesellschaft und bot mittlerweile ein komplettes Hifi-Vollsortiment an, welches von preiswertem Brot- und Butter-Hifi bis hin zu absolutem High-End umfasste. In dem Katalog von 1979 kann man sich mal umschauen, was diese recht unbekannte Marke so auf die Beine stellte – so mancher wird es kaum, für möglich halten!

 

Der hier vorgestellte Receiver 8085 stammt von 1976 und leistet zwei mal 60 Watt sinus an 4 Ohm nach DIN. Er wiegt gute 12 kg und es gab ihn in silber und schwarz, 1976 noch sehr selten! Innerhalb dieser Receiverserie nimmt er den zweitgrößten Platz ein, sie umfasst die Modelle 3035, 5055, 6065, 7075, 8085 und 9095. Der 8085 kostete seinerzeit 1.398,- DM und bot die übliche Ausstattung in solider Technik.

Auffällig sind die Versionen für den deutschen Markt, erkennbar an der deutschsparchigen Beschriftung der Frontplatte, da selbige nur über DIN-Buchsen und DIN-Lautsprecheranschlüsse verfügen. DIe internationalen Versionen (englischsprachige Font-Beschriftung) hatten natürlich Cinch-Buchsen und LS-Klemmen. Unter Sammlern sind Nikko-Geräte recht beliebt und gefragt, sehr häufig sind sie leider nicht.

 


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