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Pioneer SA-500



1969 gab es durchaus schon beachtliche Hifi-Geräte – aber die waren so teuer, dass sich das nur betuchte Leute leisten konnten. Insbesondere getrennte Verstärker und Tuner waren nicht häufig im Angebot und wenn, dann nur in der gehobenen Preisklasse. Telefunken hatte seinerzeit die acusta 250-Anlage im Programm, Braun hatte den kleinen CSV-250 – aber der kostete auch schon 798,- DM, noch dazu preisgebunden (da bekam man nirgendwo einen Nachlass). Die Marke Pioneer war noch recht neu auf dem deutschen Markt, importiert durch die Firma Melchers in Bremen, die das bis 1990 machte, erst dann kam Pioneer mit einer eigenen Niederlassung nach Deutschland.  Die boten drei Verstärker in ihrem umfangreichen Programm an: den SA-500, den größeren SA-700 und den ganz großen SA-900. Alle drei sahen einfach nur gut aus, die Fronten in silber und nichts Verspieltes dran. Der kleine SA-500 wurde für 498,- DM angeboten, was sehr preiswert war. Dafür bot man 2 mal 10 Watt sinus an 8 Ohm oder 2 mal 12 Watt sinus an 4 Ohm. Man bedenke: die Hifi-Norm DIN 45500 forderte 2 mal 6 Watt sinus an 4 Ohm (min. 10 Minuten lang). Damit hatte der SA-500 überhaupt kein Problem. Der SA-500 von 1969 taucht heute nur noch selten auf, sein Nachfolger, der SA-500A viel häufiger. Auch bei Sammlern spielen die kleinesten der Serien meist nur eine untergeordnete Rolle – wieso eigentlich? Meiner Meinung nach sind die genauso erhaltenswert. Denn: vergleicht man das mal mit den Autos der damaligen Zeit, dann tauchte ein 911er Porsche damals selten mal auf der Straße aus, 1200er Käfer hingegen rollten zu Millionen herum – und sind heute bei Sammlern hochbegehrt. Weshalb also nicht auch die kleinen Hifi-Geräte?

Der hier vorgestellte Verstärker kam wegen Knistergeräuschen (auch bei zugedrehtem Volume-Poti) in die Werkstatt und sollte auch wieder rundum überholt werden. Beim Öffnen des Verstärkers erinnerte ich mich an meine ganz frühen Verkäuferjahre (ab 1969), wo ich den SA-500 im Sortiment hatte und gern verkaufte – obwohl auch ich den großen SA-900 viel schicker fand. Aber vom Portemonnai her, hätte ich den kleinen SA-500 auch sehr gerne genommen – konnte ihn mir aber nicht leisten. Ich vediente Anfangs 700,- DM brutto, das waren etwa 550,- DM ausgezahlt, da waren 498,- DM für einen Verstärker fast unerschwinglich. Aber es kamen sofort liebevolle Gefühle für den Kleinen auf, weshalb ich ihn hier heute vorstelle.
Zunächst gammelten alle Schalter (aber der Kleine hat ja nur vier davon) und mussten gereinigt werden.
Für Loudness und Speaker on/off gibt es diese Druckschalter.
Wie erwartet sind die Kontakte korrodiert, na ja, nach 48 Jahren sollte das nicht verwundern.
Die Reiter werden mit Kontaktstreifen gereinigt, die Kontakte selbst mit Metallpolitur.
Dann strahlt und glänzt wieder alles, das wird dann noch versiegelt. Auch die beiden Drehschalter wurden auf ähnliche Weise gereinigt.
Da in dieser niedrigen Preisklasse leider nicht so hochwertige Bauteile verbaut sind, wie in den Spitzengeräten, habe ich mich entschlossen alle Elkos zu erneuern, da das Gerät schon mit Poti-Krachen wegen leichter Gleichspannung im Signalweg auffiel. Dafür sind meist lecke Elkos verantwortlich. Oben ist der Phonovorverstärker im Bild, für einen so kleinen Verstärker durchaus aufwändig. Nunmehr alles im Signalweg mit fine gold Elkos der Marke Nichicon bestückt.
Hier das Klangregelteil, ebenfalls schon komplett neu bestückt.
Hier das Volumepoti und einige Schalter im Bild.
Das ist die Endstufe, die noch mt einer Spannung arbeitet und daher Elkos in den Ausgängen benötigt. Das war 1969 aber noch überwiegend üblich.
So schaut der Verstärker komplett aus, die Frontplatte ist noch demontiert. Der Siebelko ganz links wurde nicht nur erneuert, sondern auch vergrößert. Da war nur ein 1000µF drin, das bietet kaum Reserven.
Auch von unten wirkt das ganze sehr aufgeräumt, es ist ja auch nicht allzu viel drin – aber wozu auch?
Hier sieht man alle erneuerten Altteile. Neben den Elkos die zwei Hitachi-Transistoren vom Typ 2SC458, die gerne mal diese erwähnten Knistergeräusche verursachen. Sie wurden durch rauscharme 2SC1815 ersetzt. Das Netzkabel erhielt eine neue Zugentlastung, das Netzkabel war dort sehr schlampig angebaut (nicht von Pioneer!).
Der Blechdeckel aussen hat einen sehr gut aussehenden Kräusellack. In den USA gab es optional auch ein Holzgehäuse. Deshalb die immer vorhandenen Eckleisten rechts und links an der Frontplatte – das hatten auch alle Receiver dieser Zeit von Pioneer.
Die Front ist klar und übersichtlich gestaltet, man muss nicht überlegen, was man wie bedienen soll.
Selten: ein Drehschalter als Ein/Aus-Schalter, daneben die wirklich hübsche Power-Anzeige in orange.
Rechts gibt es Bass- und Höhen-Steller, einen Eingangswahlschalter für Tuner, Plattenspieler und zwei mal AUX – nicht schlecht für diese Preisklasse! Unten gibt es noch einen Abschalter für die Lautsprecher (zum Kopfhörer hören), sowie rechts einen Loudness-Schalter. Dazwischen gibt es einen Mono-Stereo-Schalter mit mehreren Funktionen. Man kann den rechten oder den linken Kanal auf beiden Boxen hören – desgleichen in den rechten Positionen als Tape Monitor-Schalter.
Hinten erkennt man die reichlichen Anschlüsse, Tape sogar zusätzlich in DIN.
Der SA-500 nimmt maximal 85 Watt aus dem Netz auf, da erkennt man wie seriös die Leistungsangabe war. Interessantes Detail: der übliche Pioneer-Schriftzug mit der Stimmgabel war noch nicht vorhanden – der kam erst ein Jahr später (1970).
Die Lautsprecheranschlüsse sind, wie bei nahezu allen Pioneer-Geräten bis 1973, in der hauseigenen Norm ausgeführt.
Diese speziellen Stecker, die jedem Gerät beigelegt waren, erlaubten den einfachen und raschen Anschluss der Boxen im Regal.

Insgesamt ein interessantes und selten vorkommendes Stück Hifi-Geschichte von 1969 – klanglich aber durchaus noch konkurrenzfähig! Ich mag ihn sehr.