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Kenwood Model 650

1973 wurden die Kensonic Laboratories gegründet, in der Hauptsache von Jiro Kasuga, einem der Kenwood-Eigner. Er wollte künftig, zusätzlich zu den üblichen Geräten, sehr hochwertige Geräte bauen und verkaufen. Dafür war die neu gegründete Firma gedacht – die Geräte von Kensonic Laboratories heißen Accuphase, bis heute. Aber bereits drei Jahre später, 1976 wollte man auch bei Kenwood hochwertige Geräte ins Programm aufnehmen und nannte diese dann “Premium”. Die ersten Modelle waren zwei Vollverstärker Model 500 und Model 600, nebst einer Vor-, End-Verstärker Kombination mit Tuner mit Namen 700C, 700M und 700T. In Deutschland gab man diesen Geräten vorsichtig den Namen “Geräte der Sonderklasse”. Die Premium-Geräte wurden von Accuphase entwickelt und dann bei Kenwood gebaut und obwohl diese Produkte am Markt starke Konkurrenten waren, profitierten beide Firmen am Ende davon. Ein Kenwood Modell 600 hat heute einen ebenso guten Ruf wie ein Accuphase E-202.

 

Zu dieser Zeit gab es etliche Modelle zusätzlich zur silbernen Version auch in gun grey metallic, vorwiegend für den Audio-Club (Shops der stationierten Streitkräfte in aller Welt, in denen zoll- und steuerfrei eingekauft werden konnte, was die Geräte extrem preiswert machte).  Das heute vorgestellte Modell 650 ist also die graue Version des Modell 600, bis auf die Frontplatte völlig identisch, in grau aber wesentlich seltener zu finden und daher begehrter.

 

Der Verstärker ist recht servicefreundlich aufgebaut, man kann sowohl die Front als auch die Rückseite abklappen, um an die rückseitig angebrachten Elemente besser heran zu kommen.

 

So kann man die Schalter und Potentiometer ausbauen, um sie zu reinigen.

 

Hier ein ausgebauter Kippschalter, bereits zerlegt vor der Reinigung. Rechts die verschiebbaren Kontaktreiter, oben das Schaltergehäuse, davor die Kontaktplatte.

 

Die Kontaktplatte vor der Reinigung…

 

…und nachher. Diese Kontakte werden dann noch gefettet (als Versiegelung) und auch die Kontaktreiter werden gereinigt und wieder aufgesteckt.

 

Auch die Rückwand ist so abklappbar.

 

Dies ist der (oft übersehene) Schalter an der Rückwand, mit dessen Hilfe man die Verbindung Pre out – Main In herstellen kann (“connected”).

 

Die kräftigen Endstufen sind mit den bekannten TO3-Transistoren 2SA747A und 2SC1116A der Marke Sanken bestückt. Leider war in einem Kanal ein völlig anderer NPN-Transistor eingebaut, glücklicherweise hatten wir noch einen originalen 2SC1116A am Lager, der hier als Ersatz Verwendung fand.

 

Das Gerät ist sehr ordentlich in Doppel-Mono-Netzteiltechnik aufgebaut, also mit kanalweise getrennten Trafos, Gleichrichtern und Elkos.

 

Sowohl Trafos als auch Elkos sind sehr großzügig dimensioniert, was zur Ausgangsleistung von zwei mal 150 Watt sinus an 4 Ohm gut passt. Solch eine Leistung war 1976 schon Aufsehen erregend. Der Verstärker war aber auch alles andere als billig.

 

Auch die Lampe an der Front wurde erneuert, da dort eine völlig falsche Lampe eingebaut war.

 

Von außen präsentiert sich dieser Verstärker recht gut erhalten.

 

Die Farbkombination der grauen Front mit den silbernen Knöpfen hat schon ihren ganz eigenen Charme.

 

Reichhaltige Anschlussmöglichkeiten bot der 650, zwei mal Phono, zwei mal Tape, Tuner und Aux. Vierstufige Loudness schaltbar, sowie ein zweistufiger Abschwächer (-15 und -30 dB) mit dessen Hilfe man extrem fein den Pegel regulieren kann.

 

Die Klangsteller sind ebenfalls zweistufig schaltbar, zusätzlich gibt es noch einen zweistufigen Präsenzschalter und zwei Filter.

 

Hinten finden sich Anschlüsse für drei Paar Lautsprecher, die Tapes können auch per DIN-Buchse angeschlossen werden.

 

Die Leistungsaufnahme am Typenschild ist ein Durchschnittswert, kein Maximum! Es werden bis zu 790 Watt aufgenommen, deswegen auch eine 4A-Sicherung. Dieser Trumm von Verstärker bringt 21,3 kg auf die Waage und kann sich auch heute noch gut sehen, bzw. hören lassen.

 

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