Im Jahr 1978 war das Angebot von Hifi-Stereo-Anlagen einfach fantastisch, die Auswahl war fast unüberschaubar, es gab so viele Marken, die erst kurz zuvor neu gegründet worden waren. Zusätzlich war das Angebot innerhalb einer Marke ebenfalls riesig. Yamaha bot in diesem Jahr allein fünf Vollverstärker, ebenso viele Tuner, vier Kassettendecks, fünf Plattenspieler und sieben Receiver an. Dazu kamen dann noch Vor-und Endverstärker sowie Lautsprecher und Kopfhörer. Auch Tonabnehmer waren im Programm.
Der größte Vollverstärker war der CA-2010. Die kleineren Brüder kennen fast alle: CA-610, 710, 810 und 1010. Es waren die ersten Vollverstärker mit den heute noch gebräuchlichen Knebelknöpfen, die so charakteristisch für Yamaha sind. Der CA-2010 ist extrem selten, er kostete damals weit über 2.000,- DM, was ihn nicht gerade zum Verkaufsrenner machte. Dafür leistet er wahlweise 2 mal 30 watt sinus im reinen Class A-Betrieb oder bis zu 2 mal 180 Watt sinus an 4 Ohm nach DIN. Er wiegt 21 kg und verfügt bereits über einen Phono-MC-Eingang.
Dieser hier war ganz schön heruntergerockt und bekam eine vollständige Überholung innen und aussen.
Zum Glück sind Yamahas meist servicefreundlich aufgebaut, so dass man gut an die Platinen herankommt. Dies hier ist der Phonovorverstärker und Eingangswahlschalter, praktischerweise gleich in der direkten Nähe der Eingangsbuchsen angeordnet.
Dieselbe Platine von oben. Unten der Eingangswahlschalter, darüber der REC-OUT-Wahlschalter, ganz oben der Phono-Selector.
Die Schalter sahen, dem Gesamteindruck entsprechend, schon recht korrodiert aus.
Das lässt sich bekanntermaßen ja ändern, bzw. reinigen und polieren. Und ja - es handelt sich um ein- und denselben Schalter!
Auch der Phono-Selector war teilweise schon grün angelaufen…
…besonders die Schalter-Kontakte.
Hier ist bereits wieder alles sauber und frisch gefettet. Das Fett versiegelt und sorgt so dafür, dass es hier nicht gleich wieder korrodiert.
Auch die Platine mit dem geregelten Netzteil und der Schutzschaltung lässt sich prima bearbeiten.
Hinten waren so goldene Polkemmen eingebaut, die komplett aus Metall waren, was wir so nicht lassen wollten.
Zudem kann man weiter unten erkennen, dass da jemand eine Kaltgeräte-Steckdose eingebaut hat, aber die US-Steckdosen verdrahtet ließ. Das musste alles umgebaut werden.
Solche nicht isolierten Klemmen sollten nicht an Verstärkern verwendet werden, da hier nur allzu leicht Kurzschlüsse passieren können, was meist mit dem Defekt einer Endstufe endet.
Also alles auf isolierte Polklemmen umgebaut und die US-Steckdosen still gelegt.
Hier eine komplette Übersicht über den Verstärker von unten. Oben Klangsteller und Lautstärke, darunter in der Mitte die Endstufen, rechts das geregelte Netzteil mit der Schutzschaltung.
Das war das Spitzenmodell, solche hochwertigen Klangsteller findet man nicht oft in Geräten
Das hier ist der kombinierte Volume-/Balance-Steller – achtfach!
Die Bodenplatte ist mit Sicherheit nicht original, sondern wurde von einem anderem Geräte genommen und umgebaut – schaut ein wenig nach Pioneer aus.
Der Phonovorverstärker ist wirklich sehr aufwändig gestaltet, mit hauseigenen Dickschicht-IC’s und Doppel-FET-Transistoren. Dort wurden etliche Elkos erneuert.
Die oben gezeigten Schalter sitzen alle bereits wieder in der Platine.
Das sind die kräftigen Endstufen, ebenfalls mit Doppel-FET-Transistoren in der Eingangsstufe.
Die stromverstärkenden Endtransistoren (vier pro Endstufe) im TO-3-Gehäuse.
Das Netzteil mit seinem 900W-Trafo und zwei 22.000µF-Elkos verfügt über einen Softstart.
Hier die Übersicht über den Verstärker von oben.
Über dem Phonovorverstärker sitzt noch ein schwarzes Abschirmblech.
Der Verstärker von außen mit dem bei uns neu furnierten Holzgehäuse.
Die Front sieht ganz Yamaha-typisch aus – bis heute!
Die beleuchteten Power-Meter, können auch das REC-OUT-Signal anzeigen, lautstärkeunabhängig. Unten der Umschalter OPERATION, mit dem man sich zwischen Class A und B entscheiden kann.
Die berühmten Knebelknöpfe sind hier im Bild, alles Übrige ist sehr schön übersichtlich und aufgeräumt angeordnet.
An der Rückseite kann man erkennen, dass dieses Model eigentlich für die USA gedacht war und irgendwann einmal für Europa umgerüstet wurde.
An der Rückseite werden zwei Plattenspielern, zwei Tapes, Tuner und Reserve (AUX) Anschluss geboten, daneben ist der CA-2010 auch zwischen Vor-und Endverstärker auftrennbar, wahlweise mit oder ohne Koppelkondensator.
Das sind die neuen Polklemmen, die zu diesem Verstärker viel besser passen als das, was da montiert war.
Dieser seltene Verstärker spielt jetzt wieder sehr ordentlich und darf die Sammlung seines Besitzers nun standesgemäß erweitern. Es war uns eine Freude.
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Gensebluem (Freitag, 22 Oktober 2021 18:13)
Wieder ein toller bebilderter Bericht. Danke, dass Ihr den Aufwand betreibt unddamit vielen Lust macht, mit „alten“ Schätz(ch)en Musik zu hören! Liebe Grüsse
Claus Bußjäger (Freitag, 22 Oktober 2021 18:40)
Hammer! Der sieht ja wieder aus wie neu! Demnächst dürft ihr euch mal an meinen Endstufen austoben. Eine der beiden pfeift. Aber wenn, dann bekommen alle beide eine Kur bei euch! ��