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Pioneer M-22

Im Jahr 1976, als Pioneer noch einer der größten Hifi-Anbieter weltweit war, ging man dort aufs Ganze: für jeden Geschmack und für jeden Geldbeutel wollte man etwas anbieten. Es gab Receiver, Vollverstärker, Tuner, Kassettendecks, und Plattenspieler in allen Preislagen. Der größte Vollverstärker SA-9900 lag damals bei 2.500,- DM, der größte Receiver SX-1250 bei 3.500.- DM. Aber das genügte den Pioneer-Mannen nicht, sie wollten Besseres im Angebot. So gab es Vor- und Endverstärker unter der Bezeichnung SPEC, die schon deutlich darüber lagen. Die größere Kombination der beiden (SPEC-1 und 2) kostete  4.900,- DM, die kleinere (SPEC-3 und 4) zusammen 3.500,- DM. Aber auch das war noch nicht genug, man wollte noch Besseres: die Exclusive-Baureihe. Für die Vor- Endstufen-Kombination C-3 und M-3 mussten fast 10.000,- DM auf den Tisch gelegt werden. Das Ziel, mit den Konkurrenten Sony und Kenwood (samt Tochterunternehmen Accuphase) gleichzuziehen wäre damit schon erreicht.  Aber man wollte diese noch übertreffen.

So schuf man auch noch im Jahr 1976 die "Serie 20" die sich nicht in das Schema "größer, schwerer, teurer" einreihen wollte, sondern vielmehr die Puristen unter den Hifi-Freunden ansprach. Man konstruierte Vor- und Endverstärker (C-21 und M-22), eine aktive Frequenzweiche (D-23), einen Umschalter (U-25) und eine größere Endstufe (M-25). Ein Jahr später kamen noch ein Tuner (F-26), ein Vollverstärker (A-27), ein größerer Tuner (F-27) und letztlich ein Plattenspieler (PL-C590) hinzu. Alle diese Geräte waren sehr einfach, aber dafür ultrasolide und hauptsächlich nach rein klanglichen Gesichtspunkten hergestellt. Sie genießen allesamt bis heute unter Sammlern extrem hohe Anerkennung und erzeilen dementsprechend auch hohe Preise.


Die M-22-Endstufe, die wir hier vorstellen, ist also auf rein klangliche Eigenschaften hin konstruiert worden. Man wollte hier optische Ansprüche nicht befriedigen, auch die Ausstattung ist auf das absolut Notwendige beschränkt. Sie leistet lediglich 2 mal 30 Watt sinus (an 4 oder 8 Ohm), arbeitet dafür in reiner Class-A-Technik, nimmt also sehr viel Strom auf. Das Netzteil ist mit je zwei Siebelekos von je 33.000µF pro Kanal bestückt und in Doppel-Mono-Technik mit zwei Transformatoren aufgebaut. So kommen 22 kg auf die Waage und außer einem Netzschalter gibt es keine Bedienelemente. Die Lautsprecher werden gleich vorne an der Front angeschlossen. Der Preis lag 1976 bei 1.998,- DM.


Öffnet man eine M-22 (unten), setzt sich dieser Aufbau sichtbar fort, streng getrennt nach rechts und links. Alles liegt sehr übersichtlich vor einem. Die Endstufenplatinen sind mit Steckverbindern verbunden und können zur Reparatur komplett heraus genommen werden.


Schwierig wird es die meist verschlissenen Relais zu erneuern. Diese Type von Omron gibt es leider schon lange nicht mehr, so dass man sich etwas anderes überlegen muss. Die alten Relais werden hochkant stehend zwischen zwei Sockeln aus Aluminium verschraubt, von daher ist man mit den Abmessungen eines Ersatzrelais schon arg eingeschränkt.


Die von uns als Ersatz verbauten Omron-Relais werden nicht hochkant, sondern liegend eingebaut. Damit das wirklich hält, fertigen wir kleine Bügel aus Aluminium an, die das Relais dann fixieren. Der Vorteil liegt an der deutlich höheren Kontaktbelastbarkeit beim neuen Relais, noch dazu werden hier zwei Kontakte parallel genutzt, woduch eine sehr hohe Lebensdauer erwartet werden darf.

 

Insgesamt eine wirklich sauber gefertigte und verarbeitete Endstufe, die, wie auch alle anderen Geräte der Serie 20, ganz großartige Sammlerstücke sind. Allesamt wie für die Ewigkeit gemacht!


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Kommentare: 3
  • #1

    Claus Bußjäger (Freitag, 29 April 2022 19:00)

    Mmmmmmhhhhhh, die sieht ja mal lecker aus....��

  • #2

    Peter Westhoff (Freitag, 29 April 2022 23:45)

    Ich konnte letztes eine sehr gepflegte und gewartete M-22 von einem Sammler und Techniker erwerben , der die Leistung nochmals auf 2x 15 Watt gedrosselt hat, um die Wärmeabgabe zu verringern. Damit konnte ich sie ins Regal stellen und die Leistung reicht bei dem vorhandenen Headroom immer noch völig aus.
    Ene sehr schöne Endstufe!

  • #3

    Ralf Gersbeck (Samstag, 07 Mai 2022 12:33)

    Die Pioneer.M-22 ist ebenso wie die passende Vorstufe C-21 ein großartiger Hifi-Klassiker und klanglich auch heute immer noch auf der Höhe der Zeit.

    Bei der hier beschriebenen M-22 dürfte es sich um meine handeln, die vor ein paar Tagen aus der Revision zurückgekommen ist. Jetzt spielt sie wieder wie am ersten Tag.

    Vielen Dank für die wieder einmal sehr gelungene Arbeit!